Rückkehr aus dem Lockdown mit Suchtproblemen. Was tun?

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So manche Teammitglieder kamen mit Suchtproblemen aus dem Lockdown zurück. Reinhild Fürstenberg erklärt, was Unternehmen und das Team tun können.

Endlich zurück im Büro. Für viele Beschäftigte ist das mehr und mehr möglich. Die Freude, die Kolleginnen / Kollegen nach langer Zeit virtueller Zusammenarbeit endlich live wiederzusehen, ist groß. Doch nicht selten wirken einige von ihnen verändert – Alkohol- und Drogenprobleme haben in der Corona-Zeit zugenommen. Nach rund 1,5 Jahren pandemiebedingter Arbeit auf Distanz stehen Teams vor dem Dilemma: Wie umgehen mit Kolleginnen / Kollegen, die während der Pandemie ein Suchtproblem entwickelt haben?

„So schwer das Thema ist, die Antwort auf die Frage, was Sie tun können, ist eigentlich ganz einfach: Sobald Ihnen ein Teammitglied auffällt, sprechen Sie die Person in einer ruhigen Zweiersituation an, anstatt hinter dem Rücken zu tuscheln. Beschreiben Sie Ihre Wahrnehmung, zum Beispiel die wiederholte Alkoholfahne oder Unzuverlässigkeiten, die möglichweise auf den morgendlichen Kater zurückzuführen sind. Meist liegen wir mit unserem Gefühl richtig. Es gilt die Faustformel: Wenn Alkohol Probleme macht, ist Alkohol ein Problem“, sagt Reinhild Fürstenberg, Geschäftsführerin des Fürstenberg Instituts.

Suchtprobleme: Behütendes Verhalten ist kontraproduktiv

Die Gesundheitswissenschaftlerin hat immer wieder beobachtet, dass Teams in helfender Absicht Betroffene in Schutz und Arbeit abnehmen. Das hilft jedoch weder der betreffenden Person noch der Stimmung und Produktivität in der Abteilung. Aus Sicht der Betroffenen ist das behütende Verhalten sogar kontraproduktiv: Dem Suchtmittelkonsum kann so in aller Ruhe weiter nachgegangen werden. Es passiert ja nichts.

Fürstenberg empfiehlt als richtigen Weg, die Not von Betroffenen zu verstärken. „Wenn Sie die beobachteten Auffälligkeiten ansprechen, merkt die Person, dass sie auffällt und nun etwas ändern muss. Durch diese Konfrontation mit der Realität verhelfen Sie Betroffenen, die Augen zu öffnen und zu erkennen, dass mit dem eigenen Alkohol- oder Drogenkonsum etwas nicht stimmt. Das ist essenziell. Denn zur Suchtkrankheit gehört eine Realitätsverzerrung: Betroffene leugnen ihren Konsum meist und machen andere für ihre Probleme verantwortlich. Ihre Ansprache ist eine echte Chance, einen weiteren Suchtverlauf möglichst zu vermeiden, vielleicht steht der problematische Konsum ja gerade noch in den Anfängen.“

So können Kolleginnen / Kollegen ins Gespräch gehen:

  • Warten Sie mit Gesprächen nicht so lange, bis sie sich ganz sicher sind – dabei vergeht wertvolle Zeit für alle Beteiligten.
  • Berichten Sie frei raus und so konkret wie möglich von Ihren Beobachtungen, z. B. „Ich mache mir Sorgen um Dich. In den letzten Wochen gab es mehrere Vorkommnisse in unserer Zusammenarbeit, die ich so von Dir nicht kenne. Du hast mir die zugesagte Unterlage für den Kunden nicht fertiggestellt, zu unserer Verabredung zum Mittagessen bist Du gar nicht gekommen, Du wirkst müde und unkonzentriert. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Du gestern und vorgestern eine Fahne hattest und ich mache mir Sorgen, dass Deine Veränderungen mit Deinem Alkoholkonsum zu tun haben.“
  • Seien Sie empathisch, wenn das betreffende Teammitglied sich Ihnen gegenüber öffnet. Aber grenzen Sie sich unbedingt von den Sorgen und der Sucht des/der Betroffenen ab, das gehört in die Hände von Suchtexpertinnen/ -experten. Bleiben Sie in Ihrer guten Kolleginnen- / Kollegen-Rolle.
  • Sie können Ihre konkrete Hilfe anbieten, indem Sie für das Teammitglied Informationsmaterial von Suchtstellen zusammensammeln. Oder zum Beispiel auf externe Unterstützungsangebote im Unternehmen wie eine Mitarbeiterberatung (EAP) hinweisen.
  • Und ganz wichtig: Übergeben Sie rechtzeitig an die Führungskraft, wenn sich nichts verändert! Sie ist in der Fürsorgepflicht für den/die Betroffene – und auch für Sie als Kollegin / Kollegen: Sie haben den Anspruch auf eine gesunde Arbeitsatmosphäre. Die Führungskraft kann auch entsprechende Ziele vereinbaren, konkrete Hilfsangebote machen und wenn nötig disziplinarische Schritte einleiten.

Reinhild Fürstenberg ist Gründerin und Geschäftsführerin des Fürstenberg Instituts. Das systemische Beratungsunternehmen unterstützt Firmen dabei, Mitarbeiter gesund und leistungsstark zu halten, Zukunftskompetenzen in der Belegschaft aus- und aufzubauen und so psychische Belastungen in herausfordernden Veränderungs- oder Krisensituationen zu reduzieren. Die Lösungsstrategien beinhalten ein Beratungsangebot für Mitarbeiter und Führungskräfte (EAP), die gesundheitsorientierte Organisationsberatung, den Work-Life-Service sowie die Entwicklungs- und Qualifizierungsangebote der Fürstenberg Akademie.

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