Caring Companies: Das Unternehmen wird zum Wohlfühlort

| | , ,

Coole Caring Companies agieren wie eine Art Volksstamm, dem man sich hingebungsvoll anschließt, sagt Anne M. Schüller. Sie schildert, was diese Unternehmen auszeichnet und wie diese Wohlfühlorte schaffen. 

Dies ist der 3. Teil einer 5-teiligen Serie von Anne M. Schüller im HR JOURNAL zu der Frage, was Unternehmen tun können, um die Mitarbeiterloyalität zu stärken.

Wir leben in einer immer intelligenteren Welt, und die braucht immer intelligentere Leute. Unternehmen können in diesem Kontext nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Kreativität, die Loyalität und die Hingabe von Toptalenten für sich gewinnen, und zwar auf Dauer. Caring Companies gelingt das ganz leicht.

- Anzeige -
Banner English Edition HR JOURNAL

Unternehmen müssen heute ein Maximum dafür tun, qualifizierte Mitarbeitende, die sie gewonnen haben, so lange wie möglich im Unternehmen zu halten – und ungewollte Mitarbeiterfluktuation auf ein Minimum zu reduzieren. In Caring Companies ist die Kernfrage dabei die: Wie machen wir unsere Firma nicht nur dauerhaft leistungsfähig, sondern auch lebenswert, liebenswert und loyalitätswürdig?

Dabei sind drei Schritte elementar:

  • Verstehen, wie Loyalität funktioniert,
  • für ein gemeinschaftsförderliches Arbeitsumfeld sorgen,
  • Bindungen in das soziale Umfeld der Mitarbeitenden aufbauen.

Schauen wir zunächst und vor allem an, wie Loyalität in modernen Zeiten funktioniert. Soziale Bande sind die Basis, um Treueverhalten im Unternehmen zu fördern.

Caring Companies verstehen, wie Loyalität funktioniert

Wer seine individuellen Werte, seine Bedürfnisse und seine persönlichen Ziele am Arbeitsplatz aufgeben und fremdbestimmt nach Vorgaben arbeiten muss, kann keine Loyalität entwickeln, weil die innere Anteilnahme fehlt. Werden Führungskräfte in schnellen Karriereschritten durchs Unternehmen gejagt, wie soll da Loyalität zu ihnen entstehen? Und wenn man Teams, die sich gerade erst zusammengerauft haben, zwangsweise immer wieder auseinanderreißt, wie soll da Verbundenheit wachsen?

In Zeiten von Home Office und Video Calls zudem ein ganz entscheidender Punkt: Trifft sich das Team regelmäßig? Natürlich kann das Tagesgeschäft in vielen Fällen Remote erledigt werden. Doch Vertrauen, Kreativität und Zusammenhalt, der Aufbau eines starken Wir-Gefühls und die Arbeit an der Zukunft eines Unternehmens brauchen unbedingt auch physisches Miteinander. Zunehmend wird nämlich erkannt, dass Menschen am besten zusammenwirken, wenn sie sich sehen.

Warum das so ist? Die wahre Gesinnung zeigt sich in Gestik und Mimik. Die meisten von uns haben ein gutes Intuitionsradar für richtig und falsch. Solche Signale können aber nur dann entschlüsselt werden, wenn physische Nähe gegeben ist. Um eine Gruppe langfristig zusammenzuhalten, müssen deren Mitglieder ihre sozialen Beziehungen zueinander pflegen können – virtuell und real. Ein möglicher Kompromiss: Werden Sie zu einer DiMiDo-Company mit Präsenz am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag.

Sehr menschlich: Der starke Wunsch nach Verbundenheit

Menschen arbeiten, um etwas zu bewirken. Das damit verbundene Glückserleben entsteht, wenn befähigte Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter möglichst konkrete Aufgaben erledigen können, bei denen sie sich als wesentlich erleben. Wir sind beseelt von dem Wunsch, einen Beitrag zu leisten, und fürchten die Vorstellung, ein bedeutungsloses Leben gelebt zu haben. Es gibt Menschen Genugtuung, sich auf eine im Rahmen ihrer Fähigkeiten liegende Art und Weise weiterentwickeln und entfalten zu können.

Zudem sind wir lieber eingebettet in die Gemeinschaft eines gut geführten, renommierten, sozial und nachhaltig agierenden Unternehmens, als ständig „auf der Flucht“. Klar, in uns allen steckt der Wunsch nach Abwechslung, vielfach auch der unbändige Drang, zu neuen Ufern aufzubrechen. Zudem macht die heutige Arbeitswelt für viele das „nomadische Jobben“ nahezu unumgänglich.

Gleichzeitig teilen wir aber auch das tiefe Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe Gleichgesinnter. Die Massenattraktivität populärer Fußballklubs und die Netzwerkbildung im Web sind sichtbare Zeichen dafür. Auch im Online-Gaming setzt sich das fort. Die populärsten Spiele sind Gemeinschaftsspiele. Und meist geht es nicht nur darum, Badges und höhere Level zu erreichen. Wichtig ist auch, in renommierte Gemeinschaften und Gilden aufgenommen zu werden, um gemeinsam zu siegen.

Die horizontale Loyalität ist heute entscheidend

Früher waren Loyalitäten vor allem vertikaler Natur. Man war zum Beispiel ein eingefleischter Siemensianer – und dem Unternehmen ein Leben lang treu. Solche Topdown-Loyalitäten erodieren massiv. Die bedingungslose Obrigkeitsloyalität von einstmals gibt es nicht mehr. Horizontale Loyalitäten sind an ihre Stelle getreten. Netzwerke haben die Hierarchie als Ordnungsprinzip abgelöst. Sie werden überall da zum Sicherheitsnetz, wo herkömmliche Sicherheitsnetze versagen.

Unsere Loyalität gehört heute vor allem den Gleichrangigen, den Peers, und dabei besonders dem Freundeskreis sowie den lockeren Beziehungen im beruflichen und privaten Bereich. Solchen Communitys gegenüber sind wir verbundenheitssüchtig. Sie sind nichts anderes als neue Zufluchtsorte und manifestieren moderne Formen des Herdentriebs. „Social Media ist nur die digitale Entsprechung eines fundamentalen menschlichen Bedürfnisses. Wir möchten verbunden sein, einen Unterschied machen, Einfluss haben, vermisst werden“, sagt der US-Online-Experte Seth Godin.

Caring Companies agieren wie eine Art Volksstamm

In Zeiten der Vereinzelung, der schleichenden Vereinsamung, der sozialen Oberflächlichkeit und der Hasstiraden im Web können Caring Companies die früheren schützenden Kollektive wie auch die auseinanderbrechenden Ordnungsstrukturen ersetzen und so den Menschen eine neue Heimat geben. Gerade die junge Generation, in der es so viele Schlüssel- und Patchworkkinder gibt, sucht nach neuen Formen des Miteinanders. In digitalen Netzwerken werden diese gefunden.

Die Verbundenheit zu solchen „Wahlverwandten“ stellen Millennials über andere Werte. Mit ihnen fühlen sie sich über gleiche Lebenseinstellungen, ähnliche Weltanschauungen und gemeinsame Erfahrungen verbunden. Sie helfen einander mit guten Ratschlägen und stehen füreinander ein. Sie beeinflussen einander bei ihren Lebensentscheidungen und tun die gleichen Dinge. Im Web tauschen sie sich auch darüber aus, wo das Arbeiten wunderbar ist und wen man besser meidet wie die Pest.

Für die junge Generation ist der eigene Arbeitgeber eines von mehreren Netzwerken, in denen man sich parallel bewegt. Coole Caring Companies agieren wie eine Art Volksstamm, dem man sich hingebungsvoll anschließt. Firmen, die in der Lage sind, Wohlfühlorte zu schaffen, netzwerkartige Strukturen nachzubilden und selbstwirksames Arbeiten möglich zu machen, sind dann einen längeren Aufenthalt wert.

Pflegen Sie soziale Bande über Firmengrenzen hinaus

Caring Companies machen das ganze Unternehmen zu einem Wohlfühlort, damit die Mitarbeitenden gern in die Firma kommen. Supererfolgreiche junge Unternehmen zeigen uns seit Jahren, wie das geht. Natürlich braucht es nicht gleich einen Sternekoch in der Kantine. Doch etwas mehr als Obstkorb und Pingpongplatte darf es schon sein. Nutzen Sie den Einfallsreichtum der Belegschaft, damit es deren Wohlfühlort wird.

Caring Companies bauen nicht nur die Unternehmenslandschaft und das Firmengelände zu einem Wohlfühlort um, sie bauen auch Bande zu den Kindern, den Eltern sowie den Sport-, Kultur- und Freizeitinteressen ihrer Mitarbeitenden auf. Dazu können etwa Zuschüsse zur Miete, Angebote für die Kinderversorgung, Beteiligung bei der Pflege bedürftiger Angehöriger sowie eine Mitwirkung bei Gesundheit und Vorsorge gehören.

„Die Basis der Caring Companies ist rein mathematisches Kalkül“ meint der Trendforscher Sven Gábor Jánszky. „Die Zusatzkosten für Unternehmen, die künftig alle drei Jahre etwa 40 Prozent ihrer Mitarbeiter in einem leer gefegten Arbeitsmarkt neu rekrutieren müssen, lassen sich recht einfach berechnen. Sie sind gigantisch. Das strategische Ziel des Corporate Life ist es deshalb, mit einem Bruchteil dieses Budgets die Abwanderungsquote signifikant zu senken.“

Teil 1 der Serie: Anne M. Schüller beschreibt hier, was Mitarbeiterloyalität ausmacht und was sie von Mitarbeiterbindung unterscheidet.

Teil 2 der Serie: Hier erfahren Sie, was Mitarbeitende anzieht und vertreibt. Und wie Sie feststellen können, wie groß das Loyalitätspotenzial in Ihrem Unternehmen ist.


Das Buch zum Thema, Managementbuch des Jahres

Foto Buchcover Das Touchpoint Unternehmen

Anne M. Schüller:
Das Touchpoint-Unternehmen
Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt
Gabal Verlag, 368 Seiten
ISBN: 978-3-86936-550-3
Auch als Hörbuch erhältlich

 

 


Lesen Sie auch die weiteren Beiträge von Anne M. Schüller:

Anne M. Schüller

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager und zertifizierte Orbit-Organisationsentwickler aus.

Vorheriger Beitrag

New Work funktioniert nicht ohne Accountability

Remote Work ist nicht bloß ein weiterer Benefit

Folgender Beitrag