7 Tipps zur Fehlerkultur: Keine Angst vor dem Scheitern!

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Wie können Sie das Fehlertabu im Unternehmen durch eine Lern- und Innovationsoffenheit ablösen? Hier kommen Tipps von Katrin Luzar, Monster Deutschland.

Wenn Unternehmen Fehler nicht mehr nur als menschliches Versagen sehen, sondern das Potenzial für eine kluge Veränderungspolitik erkennen, kommt das sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Gute. In Deutschland sucht man jedoch leider häufig noch lieber nach dem Sündenbock als nach einer Lösung. Was dabei oft ausgeblendet wird: Eine offene Fehlerkultur unterstützt eine ausgeprägte Innovationskraft. So ein ordentlicher Schnitzer sorgt nämlich für den Gewinn neuer Erkenntnisse – aber eben nur dann, wenn das Unternehmen einen konstruktiven Umgang mit Fehlern pflegt. Wer die gewonnenen Erkenntnisse nicht nutzt, vergeudet wertvolles Wissen. Wissen, das dazu beitragen kann, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen und damit letztlich auch die Wettbewerbsfähigkeit zu optimieren. Was aber noch viel wichtiger wiegt: Unternehmen fördern so ein vertrauensvolles und wertschätzendes Klima, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produktiv arbeiten, weil sie nicht rund um die Uhr wie perfekte Maschinen funktionieren müssen.

Das Ja zu Fehlern darf sich allerdings nicht als leere Management-Worthülse entpuppen. Vielmehr muss sich hinter dem Ja ein alltagstauglicher Ansatz mit praktisch umsetzbaren Maßnahmen verbergen. Dafür reicht ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit alleine nicht aus. Führungskräfte müssen sowohl systematisch auf der Sachebene als auch mit dem nötigen psychologischen Feingefühl agieren.

Tipp 1: Verschaffen Sie sich einen Überblick

Bevor individuelle Maßnahmen zur Analyse von Fehlern umgesetzt werden können, muss erst einmal der Status Quo im Umgang mit Fehlern geklärt werden. Machen Sie eine Inventur: Welche Fehler werden überhaupt gemacht? Welche Prozesse sind betroffen? Gibt es Sollbruchstellen? Wenn ja: Wo genau? Weiterhin sollten Sie klären, ob und wie Fehler in ihren Teams und Abteilungen dokumentiert werden. Wie werden Fehler aufbereitet und wie zufrieden sind Ihre Angestellten, wenn es um den Umgang mit Fehlern geht? Die Inventur wird sowohl harte Fakten wie Fehlerquote und Häufigkeit als auch weiche Faktoren, die im Wesentlichen auf die soziale und motivationale Komponente des Scheiterns abzielen, zu Tage fördern. Zentral bei der Analyse der unternehmenseigenen Fehlerkultur sind zwei Dinge:

  1. Gehen Sie systematisch vor und
  2. arbeiten Sie anonym.

Stellen Sie Ihre Leute an den Pranger, verspielen Sie das Vertrauen Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Tipp 2: Sorgen Sie für einheitliche und nachvollziehbare Rahmenbedingungen

Wie im Unternehmen mit Fehler umgegangen wird, spielt sich auf zwei Ebenen ab: der sachlichen und der emotionalen. Zunächst einmal sollten Sie auf der Sachebene Transparenz schaffen. Damit Missverständnisse in der Aufarbeitung eines Patzers vermieden werden – zumindest inhaltlich. Definieren Sie, was Fehler sind. Und noch viel wichtiger: Legen Sie fest und kommunizieren Sie, was KEINE Fehler sind. Dass dabei immer noch ein persönlicher Ermessensspielraum bestehen bleibt, sollte klar sein. Der Unterschied zwischen fachlichen Fehlern, ethischem Fehlverhalten und rechtlichen Verstößen sollte dagegen sehr klar definiert sein. Eine lösungs- und lernorientierte Fehlerkultur ist nicht dafür da, unkollegiale oder geschäftsschädigende Verhaltensweisen zu verharmlosen. Das sollte ebenso Teil eines offenen Fehlerumgangs sein wie der Umstand, dass niemand für einen menschlichen Irrtum oder ein nachvollziehbares Versäumnis verurteilt oder gar bestraft wird.

Tipp 3: Lösen Sie Tabuzonen auf

Vermutlich werden Sie schon bei Ihrer Bestandsaufnahme feststellen: Systematisch Indikatoren für die Beschaffenheit Ihrer unternehmenseigenen Fehlerkultur zu erfassen, ist eine Herausforderung. Es sind oft die weichen, zwischenmenschlichen Facetten, die dieses Thema zu einem „heißen Eisen“ machen und dafür sorgen, dass die Dinge lieber totgeschwiegen werden. Insbesondere, wenn Sie nicht nur den gegenwärtigen Status, sondern die Ereignisse in der Vergangenheit unter die Lupe nehmen wollen, um Maßnahmen für die Zukunft abzuleiten. Wer redet schon gerne über seine Fehler, wenn sie in der Vergangenheit liegen und bereits Gras über die Sache gewachsen ist? Um die Tabuzone, in der das Scheitern ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergraben liegt, aufzulösen, braucht es einen offenen, aber zugleich respektvollen Umgang. Auch wenn es viel Zeit in Anspruch nimmt: Nichts ersetzt den persönlichen Dialog! Die Etablierung einer offenen Fehlerkultur bedeutet allem voran, mit der Grauzone aufzuräumen. Dazu ist ein Umdenken bei jedem einzelnen Mitarbeiter und jeder einzelnen Mitarbeiterin nötig. Neben einem offiziellen Bekenntnis zu einer gesunden Fehlerkultur erreichen Sie das am besten, wenn sich jeder Einzelne ernst genommen fühlt.

Tipp 4: Streichen Sie negative Emotionen aus der Gleichung

Fehlern werden in unserer Kultur eine Reihe von negativen Eigenschaften und Emotionen zugeschrieben. Schuld, Scham, Unzulänglichkeit, Angst – allesamt Gefühle, die nachhaltig an unserem Selbstwert nagen können. Natürlich wird es auch künftig keine Luftsprünge geben, wenn Fehler passieren – wenn etwas schief geht, ist das erst einmal unangenehmen. Es geht also nicht darum, diese Gefühle auf Knopfdruck abzuschaffen. Die Aufgabe besteht darin, den Fokus von einer übertriebenen Scham und unnötigen Selbstvorwürfen auf eine konstruktive Lösungssuche zu verlagern. Je schneller wir uns selbst einen Fehler verzeihen, umso souveräner können wir uns entschuldigen, den Fehler wiedergutmachen und vor allem aus einem Irrtum lernen. Heben Sie Fehler deshalb unbedingt von der emotionalen auf die Sachebene. Das klappt am besten, indem Sie diesen Glaubenssatz offen kommunizieren. Manifestieren Sie: Nicht der Mensch, der einen Fehler gemacht hat, ist das Problem, sondern der Fehler selbst.

Tipp 5: Ein Scheitern mit Humor nehmen

Der deutsche Musiker Stoppok besang einst augenzwinkernd die Gefahr des Zündelns – das Lied „Learning by Burning“ nimmt den pädagogischen Wert des Ausprobierens gnadenlos aufs Korn. Was aus lernpsychologischer Sicht leicht martialisch anmuten mag, beweist vor allem eines: den nötigen Humor und etwas Gelassenheit. Nehmen Sie sich, Ihr Unternehmen und damit auch die Fehltritte Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst, aber nicht zu sehr. Versuchen Sie stattdessen kreativ mit Patzern umzugehen. Wieso führen Sie in Ihrem Unternehmen nicht den jährlichen „Lessons Learned“-Award ein? So zeigen Sie, dass aus Fehlern eine gute Idee entstehen kann. Oder Sie verteilen Kantinen-Bonus-Punkte für den originellsten Fehler – „Schnitzer mit Pommes“ ist das Motto. Was auch immer Sie sich überlegen, behalten Sie immer Ihr Ziel vor Augen: Sie wollen Fehlern in Ihrem Unternehmen den Wind aus den Segeln nehmen.

Tipp 6: Reden Sie sich den Rückblick nicht schön

Es liegt in unserer Natur: Im Nachhinein war alles gar nicht so schlimm. Doch gemachte Fehler werden so nicht ungeschehen gemacht – und lehrreich war der Fehltritt auch nicht. Darum ist es wichtig, schon während eines Projektes oder bestimmter Abläufe sowohl Gelungenes als eben auch weniger optimal Gelaufenes zu dokumentieren. Es ist elementar, Fehler (ganz sachlich!) aufzuschreiben, zu analysieren und in die Optimierung von bestehenden Prozessen und Abläufen einzubinden. Entwickeln Sie eine Art Error-Lifecycle-Management. Nur so können Sie und Ihre Leute es beim nächsten Mal tatsächlich besser machen.

Tipp 7: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran

Das Tabu des Scheiterns lässt sich besser brechen, wenn Sie selbst dazu stehen, nicht unfehlbar zu sein. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran! Sie müssen dazu nicht unbedingt einen „Fehlerfall“ fingieren, aber es trägt zu einer guten Fehlerkultur bei, hin und wieder gezielt einen Fauxpas offen zu kommunizieren. Und wenn Sie schon dabei sind, dann erwähnen Sie doch gleich, wie Sie diesen Fehler künftig vermeiden wollen. Denn genau das ist es, was wir letzten Endes erreichen wollen: Das Fehlertabu durch Lern- und Innovationsoffenheit zu ersetzen. Eines ist im Hinblick auf ein positives Vorbild ebenfalls von großer Bedeutung: Falls jemand aufgrund Ihres Fehlers Nachteile erlitten hat, entschuldigen Sie sich! Es tut nicht weh und ist ein Zeichen von Stärke, zu den eigenen Fehlern zu stehen.

Wenn Sie es schaffen, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass Fehler kein Beweis für Unvollkommenheit, sondern eine Gelegenheit zur Weiterentwicklung und Basis für neues Wissen sind, können Sie, das Unternehmen und Ihre Angestellten nur eines: gewinnen!

Dr. Katrin Luzar kam Anfang 2011 zu Monster und verantwortet aktuell als Senior Director Marketing die Themenbereiche Marketing- und Markenstrategie DACH und Schweden sowie Public Relations und das Content Management. Auf europäischer Ebene leitet sie den Bereich der Consumer Communications und hat dabei den Perfect Fit für die Jobsuchenden im Fokus.

Seit über 20 Jahren unterstützt das Online-Karriereportal Monster weltweit Arbeitnehmer bei der Suche nach dem richtigen Job und Arbeitgeber bei der Suche nach den besten Talenten. Heute agiert das Unternehmen in über 40 Ländern und bietet Lösungen rund um Jobsuche, Karriereplanung, Rekrutierung und Talentmanagement.

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