Radical Collaboration: Wenn Einzelkämpfer Teamgeist leben

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Radical Collaboration überträgt Mannschaftsspirit in die Arbeitswelt und stößt dadurch einen grundlegenden kulturellen Wandel an. Mara Musat, Lead Experience Strategie Beraterin bei Merkle, schildert, was Radical Collaboration ausmacht und wie Unternehmen die Weichen für dieses Arbeitskonzept stellen können.

Gemeinsam sind wir stark: Wer Mannschaftssport liebt, weiß, dass jeder Punkt, jedes Tor davon abhängt, wie das Team zusammenspielt. Radical Collaboration überträgt diesen Mannschaftsspirit in die Arbeitswelt und stößt dadurch einen grundlegenden kulturellen Wandel an – weg vom Einzelkämpferdenken hin zum gemeinsamen Erfolg.

Was zählt, ist die Leistung des Teams. Alle bringen ihre Stärken und Ideen ein, um gemeinschaftlich das beste Ergebnis zu erreichen. Wie sich dieser Teamgeist in der Geschäftswelt entfalten kann, das ist die Frage, die hinter Radical Collaboration steht. Es geht darum, Kollaboration von der Wurzel her neu zu denken.

Traditionell sind wir im Unternehmensalltag stark auf die individuelle Leistung fokussiert. Mitarbeitende erhalten persönliche Ziele und werden daran gemessen, ob sie diese erreichen. Kurzum: Der Erfolg des Einzelnen steht im Vordergrund. Radical Collaboration dreht diese Kultur um. Wie bei einer Basketball- oder Handball-Mannschaft haben alle dasselbe Ziel: zusammen zu spielen, Spaß zu haben, zu punkten und zu gewinnen.

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Der einzelne Spieler kann zwar überragend sein – aber was bringt das, wenn er keinen Pass bekommt oder den Ball nicht im richtigen Moment abgibt? Mit Radical Collaboration ziehen alle Mitarbeitenden an einem Strang, befähigen sich gegenseitig und arbeiten für den gemeinsamen Erfolg – ganz gleich, in welcher Abteilung sie sind oder auf welcher Hierarchiestufe sie stehen.

Im Hintergrund: Ein Mediationskonzept

Der kalifornische Verwaltungsrichter und Mediator Jim Tamm identifizierte bereits in den 80er-Jahren fünf Kernkompetenzen, die für ein harmonisches Miteinander entscheidend sind: Kooperationsbereitschaft, Offenheit und Aufrichtigkeit, Eigenverantwortung, Achtsamkeit und die individuelle Verhandlungskompetenz.

Außerdem unterscheidet er zwischen drei Formen, wie Menschen miteinander umgehen können – er nennt sie Kulturzonen: Die rote Zone ist geprägt durch offen aggressives, die rosa Zone durch passiv aggressives Verhalten und die grüne durch Respekt und Ehrlichkeit. Ziel des Konzepts ist es, kontinuierlich auf eine grüne Kulturzone hinzuarbeiten, in der eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich ist.

Damit setzt Radical Collaboration noch früher an als andere New-Work-Ansätze, nämlich dort, wo es um das eigene Verhalten geht und um zwischenmenschliche Beziehungen. Das Konzept integriert außerdem das Schlüsselprinzip des Design Thinking. Es besagt, dass Teams mit unterschiedlichen Fachkenntnissen und Perspektiven zusammenarbeiten, um innovative und nutzerorientierte Lösungen zu entwickeln.

Von Rot zu Grün: Achtsamkeit als Schlüssel

„Ich bin es nicht gewesen“ – diese Beteuerung ist ein Reflex, der sich schon in der Kindheit verfestigt. Um eingefahrene Abwehrhaltungen wie zum Beispiel die Schuldzuweisung durchbrechen zu können, ist es nötig, achtsam zu sein. In Konfliktsituationen nicht impulsiv zu reagieren, sondern einen Schritt zurückzutreten, durchzuatmen und zu reflektieren. Oft stecken menschliche Grundängste und Unsicherheiten dahinter – etwa, dass man sich bedroht fühlt oder befürchtet, nicht gut genug zu sein. Manchmal äußern sich diese Abwehrreaktionen auch körperlich, wie durch Schwitzen, Herzrasen oder einem roten Kopf.

Wenn Teammitglieder diese Reaktionen bei sich selbst bewusst wahrnehmen, sie mit der Realität abgleichen und hinterfragen, können sie verständnisvoller mit den anderen umgehen. Achtsamkeit schafft also die Basis für einen geduldigen und respektvollen Umgang und gestaltet damit den Raum, Radical Collaboration zu leben. Indem wir uns selbst beobachten und die eigene Reaktion hinterfragen, können wir negative Verhaltensmuster erkennen – und uns von der roten in die grüne Kulturzone bewegen.

Die Vorteile sind greifbar

Ein Mindset wie Radical Collaboration lässt sich in Unternehmen jeglicher Größe und Branche umsetzen. Es ermutigt Teams, Hindernisse zu überwinden und konkrete Fortschritte zu erzielen. Durch eine offene und ehrliche Kommunikation stärkt dieses New-Work-Konzept das Zusammengehörigkeitsgefühl und reduziert den Stress.

Wenn Teammitglieder aktiv ihre Bedürfnisse kommunizieren und sich inspirierenden Projekten widmen, wird das Unternehmen flexibler und anpassungsfähiger. Mitarbeitende können neue Rollen einnehmen und auf Trends eingehen. Das trägt auch zur Reduzierung der Fluktuation bei, weil die Beschäftigten zufriedener sind und sich mit ihrer Firma verbunden fühlen.

Erste Schritte auf dem Weg zu Radical Collaboration

Um ein so grundlegendes Arbeitskonzept einzuführen, muss es konsequent im ganzen Unternehmen gelebt werden. Dafür gilt es zunächst, den organisatorischen Rahmen zu schaffen und das Mindset zu integrieren.

  • Workshops und Botschafter: Um welche Werte geht es?
    Schulungen auf allen Ebenen – für Führungskräfte ebenso wie für die einzelnen Teams – vermitteln die Werte von Radical Collaboration. Wichtig ist, dass jeder erkennt, was dieser Ansatz für die Zusammenarbeit und für den Einzelnen bedeutet.
  • Teams möglichst bunt zusammensetzen:
    Es sollen möglichst viele Perspektiven, Ideen und Talente in die Teamarbeit fließen. Sprachliche und kulturelle Unterschiede mögen anfangs die Zusammenarbeit erschweren, bereichern aber am Ende das Ergebnis.
  • Fördern Sie Selbstverantwortung:
    Um Freude an der Arbeit zu haben, brauchen Mitarbeitende das Gefühl, eine Wahl zu haben und selbst über die eigene Aufgabe und Rolle bestimmen zu können. Jeder darf seine Talente dort einbringen, wo es ihm am meisten Spaß macht.

Mit diesen ersten großen Schritten stellen Unternehmen die Weichen. Danach geht es in die Tiefe: Es gilt Bewertungen zu hinterfragen, Informationssilos abzubauen, Co-Creation zu fördern. Zunächst müssen die Verantwortlichen die vielen Stolpersteine menschlicher Kommunikation auszumachen, um sie dann mit dem Mindset der Radical Collaboration aus dem Weg zu räumen.

Wenn Einzelkämpfer Teamgeist leben

Respektvoll miteinander umzugehen, und dass jeder den anderen als Person sieht – das waren auch essenzielle Kernkompetenzen in einem Projekt, das sich über drei Marketing- Agenturen erstreckte. Es sollten Ideen präsentieren werden, wie ein Unternehmen am besten ins Metaverse einsteigen kann. Im Team gab es – wie bei Radical Collaboration vorgesehen – keine Führungskraft: Jeder hat sich selbst geführt und den anderen Raum gelassen, seine Rolle zu finden. Dass am Ende ein Pitch gefeiert werden konnte, der verblüffende Ideen beinhaltet hatte, rundete die Freude am Projekt ab. Es hatte sich im Miteinander ein Agentur-übergreifender Teamgeist gebildet.

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Foto Mara Musat

Mara Musat ist Lead Experience Strategie Beraterin bei Merkle. Sie ist davon überzeugt, dass durch einen werteorientierten Führungsstil, eine kundenzentrierte Denkweise und durch Radical Collaboration ein echter Kundenmehrwert erzielt werden kann.

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