„Führungskräfte brauchen Unsicherheit“

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Unsicherheit gehört zum Leben dazu. Sie kein Zeichen von Gefahr, sondern ein Zeichen von Chance. Wir müssen diesen Begriff neu definieren, meint Jochen Schweizer. Hier kommt seine Anleitung für krisensicheres Leadership.

Führungskräfte müssen liefern: fördern und fordern, sie sollen ihr Team motivieren und Zuspruch bieten. Was aber, wenn eine Führungskraft sich selbst nicht mehr motivieren kann, gerade in schwierigen Zeiten? Ich finde, wir sollten genau dafür die Chancen der Unsicherheit neu ausloten. Denn nur Rückschläge bringen uns im Leben wirklich weiter.

So ging es auch mir 2019, als die Corona-Krise dazu führte, dass ich weite Teile meiner Event-Location Jochen Schweizer Arena aufgrund des Lockdowns schließen musste. Aufgeben? Keine Option. Stattdessen fanden wir Lösungen, etwa, um den gastronomischen Betrieb aufrechtzuerhalten. Mit Erfolg führten wir so eine bis heute erfolgreiche Wok-Küche und einen Lieferservice ein. Während der forcierten Test-Auflagen etablierten wir eine „Drive Through“-Corona-Teststation, anfangs nur gedacht für eigene Gäste und später als eigenständige Business Unit. Ganz gleich, welche globalen oder persönlichen Erschütterungen mitlaufen: Den Mitarbeitenden gegenüber gilt es, sein Bestes zu tun.

Wir brauchen eine Neudefinition von Unsicherheit

Was aber konkret tun, wenn einmal die Zuversicht unter der Last von Krisen schwindet, Sie selbst und Ihr Team trotzdem eine klare Linie brauchen? Treten Sie zunächst einen Schritt zurück und überlegen Sie, warum genau Sie hadern. Denn zu oft erscheint uns das, was ungewiss ist, wie ein Fehler. Dabei ist Unsicherheit kein Zeichen von Gefahr, sondern ein Zeichen von Chance. Anders gesagt: Wir müssen diesen Begriff neu definieren.

Wer etwas riskiert, kann verlieren. Wer aber nichts riskiert, verliert garantiert.

Als Unternehmer mit einer Belegschaft von aktuell 130 Mitarbeitenden kann ich heute sagen: Ohne die Bereitschaft, Wagnisse einzugehen, stünde ich nicht da, wo ich heute bin. Ob es nun die Entscheidung war, die erste stationäre Bungee-Jumping-Anlage Deutschlands und damit in ganz Europas zu eröffnen, oder Erlebnisse flächendeckend zu demokratisieren: Dass es funktionieren würde, erschien in vielen Situationen mehr als abwegig.

Etwa wie 2004, als ich in New York eine Absage von Investoren für das geplante Gutscheingeschäft erhielt, es dennoch startete und daraus ein 100-Millionen-Euro-Unternehmen mit hunderten von Mitarbeitenden wurde.

Gerade in solchen Momenten gilt es, die Unsicherheit zu akzeptieren. Aber auch, aus vergangenen Fehlern zu lernen und besser zu werden; alles andere wäre idiotisch. Denn wer sein Ziel vor Augen behält, kann nicht vom Weg abkommen – allen Krisen zum Trotz. Mehr noch: Wer niemals mit einer Herausforderung konfrontiert wird, der kann nicht lernen, lösungsorientiert vorzugehen und sich deshalb nicht weiterentwickeln. Rückschläge setzen letztlich immer den Grundstein für neues Wachstum.

Führungskräfte – Unternehmer des eigenen Lebens

Mein Rat an dieser Stelle: Betrachten Sie sich selbst mit Nachsicht. Zugleich sollten Sie sich vor Augen führen, dass Sie stets als Unternehmer des eigenen Lebens handeln. Folglich müssen Sie zunächst dafür sorgen, dass es Ihnen gut geht, mental wie auch physisch. Dies setzt ein bestimmtes Bewusstsein voraus, das ich in Führungskräfteseminaren und Online-Kursen lehre. Hier ein plastisches Beispiel für mehr Achtsamkeit, als Grundlage für mehr persönliche Leistungsfähigkeit:

Viele Menschen driften durchs Leben wie eine heruntergekommene Postkutsche, die von ungezähmten Pferden gezogen wird. Der Kutscher ist betrunken und der Passagier schläft. Die Kutsche steht bei diesem Bild für unseren Körper, die Pferde für die Emotionen, der Kutscher für den Geist und der Passagier für die Seele. Jeder kann etwas für sich selbst tun: Bringen Sie die Kutsche in Ordnung. Führen Sie die Pferde. Bleiben Sie nüchtern und werden Sie sich übergeordnet bewusst.

Gelungene Selbstfürsorge ist die Basis dafür, sich als Gestalter des eigenen Lebens zu begreifen und auch beruflichen Unwägbarkeiten mit dem erforderlichen Mut zu begegnen. Stimmt diese Voraussetzung, können Vorgesetzte auch für ein Team sorgen, oder anders gesagt, es mit der nötigen Power versorgen. Nicht jeder mag die geborene, zuversichtliche Führungskraft zu sein. Um dennoch Andere motivieren zu können, gibt es einige hilfreiche Basics. Und wie so oft gilt auch hier: Übung macht den Meister.

Diese Tipps können dabei helfen:

Leidenschaftlich bleiben

Leidenschaft ist zwingend notwendig, wenn es darum geht, konstant gute Leistungen abzurufen. Erst wenn wir mit Leidenschaft einem Ziel nachgehen, wird dieses Ziel auch wirklich greifbar. Leidenschaft ist dabei als emotionaler Antrieb zu verstehen, der eine fundierte, analytische Herangehensweise unterstützt und nicht konträr dazu steht.

Führungskräfte sollten daher Emotionalität unter ihren Belegschaften zulassen und zu diesem Zweck darüber informiert sein. Was bewegt Ihre Leute, welche Ziele und Wünsche haben sie? Wer ist der Mensch hinter der Sozialversicherungsnummer? Kurzum: Sprechen Sie mit Ihrem Team! Eben dafür sind Feedbackgespräche da – oder, weniger zwanglos, ein Mittagessen in geselliger Runde.

Storytelling trainieren

So, wie wir Menschen uns als Unternehmer des eigenen Lebens verstehen müssen, müssen wir auch begreifen, was gute Kommunikation ausmacht. Gewiss, in operativen Abläufen sollten Kommunikationswege möglichst effizient strukturiert sein. Doch geht es darum, Menschen zu motivieren, ist rhetorische Finesse gefragt. Hier kommt Storytelling ins Spiel. Für besondere Momente wie eine Ansprache braucht es Bilder, die eine Geschichte ergeben und so länger im Gedächtnis bleiben als trockene Zahlen und Fakten. Rhetorik kann man trainieren. Denken Sie daran: Ihr Leben ist oftmals der beste Fundus für Geschichten. Wir alle haben bereits etwas erlebt.

Teams durch Erlebnisse wiedererwecken

Ein Team zu motivieren, heißt auch, sich als Führungskraft an gewissen Stellen zurückzuziehen. Mitarbeitende müssen wissen, dass sie sich jederzeit auf die anderen verlassen können. Hierfür ist es notwendig, eine gute Dialogkultur zu pflegen, in der alle gehört werden. Genauso bedeutsam ist allerdings auch, die Kraft gemeinsamer Erlebnisse, in denen Teams, zum Beispiel durch Events mit Break-out-Sessions, eine neue Geschichte schaffen. Das kann zusätzlichen Halt spenden. Ihre Aufgabe als Chefin oder Vorgesetzter ist es , genau das möglich zu machen.

Fazit: Bleiben Sie mutig!

Die schlechte Nachricht: Unsicherheit gehört zum Leben dazu. Die gute Nachricht: Unsicherheit gehört zum Leben dazu. Wer Rückschläge als natürlichen Teil des Berufslebens und sich selbst als Schicksalslenker begreift, der kann auch jedem noch so schweren Sturm trotzen. Und ich habe mit meinen heute 66 Jahren wirklich heftige Stürme durchgestanden – erst im Extremsport später als Unternehmer.

Die Erfahrung zeigt: Manchmal mag eine Entscheidung tatsächlich schlecht sein, manchmal sind es die Umstände. Daher ist es notwendig, der glücklichen Fügung umso entschlossener zu zuarbeiten – mit Mut, Verstand und Leidenschaft dem Glück die Chance zu geben.

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Foto Jochen Schweizer

Jochen Schweizer leitet die Eventlocation Jochen Schweizer Arena in München-Taufkirchen. Der Bestseller-Autor ist darüber hinaus als Keynote-Speaker und Veranstalter von Online- und Offline-Seminaren tätig. Thematische Schwerpunkte: Unternehmertum, Krisenmanagement und Persönlichkeitsentwicklung.

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