Während es in der Politik Überlegungen gibt, langfristig einen Rechtsanspruch auf Homeoffice zu etablieren, schafft der Coronavirus einfach Fakten: Seine Ausbreitung hat dazu geführt, dass zahlreiche Unternehmen Ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice geschickt haben. Vor diesem Hintergrund hat Censuswide im Auftrag von Glassdoor vom 13. bis 17. März 2020 mehr als 1.000 Angestellte in Deutschland, die einer Bürotätigkeit nachgehen, nach ihrer Einstellung zur Heimarbeit befragt.
Die Umfrageergebnisse zeigen eine grundsätzlich positive Einstellung zum Arbeiten aus dem eigenen Zuhause. Mehr als 78% der Befragten gaben an, dass Sie es unterstützen würden, wenn sie von Ihrem Arbeitgeber angesichts der Coronavirus-Pandemie ins Homeoffice geschickt werden. Nur 4% stehen einer solchen Vorgabe ablehnend gegenüber. 14% der befragten Angestellten gaben an, ihren Job nicht von Zuhause aus erledigen zu können.
Angst vor Produktivitätsverlust am heimischen Schreibtisch
Mehr als 25% der Befragten gaben an, dass sie davon ausgehen, vergleichsweise weniger produktiv in Heimarbeit zu sein. Hingegen sind fast 17% optimistisch im Homeoffice einen Produktivitätsschub zu erfahren. Der Großteil der Befragten (43%) geht davon aus, eine vergleichbare Produktivität wie im Büro zu erreichen. Interessanterweise rechnen inbesondere Vertreter*innen der GenZ (30%) und der Millenials (29%) in einem höheren Maße mit Produktivitätseinbußen während der ausgedehnten Heimarbeitsphase. Mehr als 35% der Befragten gaben an, dass sie Bedenken haben, weiterhin gut mit ihren Kolleg*innen zusammen arbeiten zu können. Nicht über die notwendige Ausstattung mit Hard- und Software für die virtuelle Zusammenarbeit zu verfügen, macht rund jedem fünften Befragten Sorgen.
Kinderbetreuung als Herausforderung im Homeoffice
Seit dieser Woche sind in Deutschland flächendeckend Krippen, Kitas und Schulen geschlossen. Es ist daher wenig verwunderlich, dass fast jeder dritte Befragte (30%) Ablenkung durch Familie und Kinderbetreuung während der Heimarbeit fürchtet. Größer ist mit rund 32% nur die Angst, sich durch Hausarbeit im Allgemeinen ablenken zu lassen. Kochen und die Nutzung von Social Media gelten jeweils mehr als 25% der Befragten als gefährliche Ablenkung von der Tätigkeit im Homeoffice.
Bessere Work-Life-Balance dank Homeoffice
Die befragten Büroangestellten sehen allerdings auch viele Vorteile an der Heimarbeit. In einem Land, das das Wort “Pendlerpauschale” erfunden hat, ist es fast schon folgerichtig, dass sich die Mehrheit der Befragten (53%) über den Wegfall der Kosten für den täglichen Arbeitsweg freut . Fast die Hälfte der Befragten (49%) sehen es als vorteilhaft an, in ihrer eigenen Geschwindigkeit arbeiten zu können. Fast 48% bzw. 46% sehen eine bessere Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit einer Tätigkeit im Homeoffice einher gehen.
Kostenzuschüsse zur Heimarbeit durch Arbeitgeber gewünscht
Arbeitnehmer sparen nicht nur Kosten im Homeoffice. Sie haben auch zusätzliche Ausgaben, um ihren Arbeitsplatz einzurichten, für Telefongespräche oder Internetnutzung, um nur einige Beispiel zu nennen. Mehr als 40 bzw. 22% der Befragten nennen auch die Internet- und Mobilfunkkosten als höchste Priorität, wenn es darum geht, an welchen Ausgaben sich Arbeitgeber möglichst beteiligen sollten. Mehr als 20% würden auch einen Zuschuss für erhöhte Heizkosten als gerecht empfinden, wenn sie längere Zeit im Homeoffice arbeiten müssten. Facebook hat beispielsweise gerade bekannt gegeben, dass jeder Mitarbeitende eine Sonderzahlung von 1.000 Dollar erhält, um mögliche Kosten für u.a. Heimarbeit während der Coronavirus-Pandemie zu kompensieren.
Coronavirus-Pandemie als Türöffner für Flexibilisierung
Eine Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass Homeoffice-Regelungen langfristig durch die aktuelle Ausnahmesituation im eigenen Unternehmen ausgeweitet werden. So stimmen mehr als 61% dieser Aussage voll oder teilweise zu. Nur rund 26% gehen davon aus, dass alles beim Alten bleibt.
„In den letzten Wochen haben viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden angesichts der Coronavirus-Pandemie ins Homeoffice geschickt. Unsere Umfrage deutet darauf hin, dass es eine große Akzeptanz für diese Maßnahmen gibt und viele – bei allen Bedenken – bereits die Vorzüge der Heimarbeit erkennen. Viele bemerken schon jetzt, dass ihre Produktivität nicht unbedingt nachlässt und Berufs- und Privatleben sogar besser zu vereinbaren sind. Diese für viele Arbeitnehmer und Führungskräfte noch recht neue Erfahrung könnte dafür sorgen, dass die berüchtigte deutsche Präsenzkultur in vielen Unternehmen ins Wanken gerät“, schaut Felix Altmann, Arbeitsmarktexperte bei Glassdoor, voraus.
An der Umfrage, durchgeführt von Censuswide im Auftrag von Glassdoor, haben vom 13. bis 17. März 2020 1.003 Angestellte in Deutschland teilgenommen, die einer Bürotätigkeit nachgehen. Die vollständigen Ergebnisse können hier heruntergeladen werden.