Hot Stuff: Tabu Menopause – Wie Unternehmen Frauen in den Wechseljahren unterstützen können

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Die Menopause bringt viele Herausforderungen mit sich, die sich oft auch auf die Arbeitsleistung auswirken. Trotzdem wird das Thema in der Arbeitswelt kaum besprochen. Das Resultat: Betroffene Frauen fühlen sich allein, reduzieren ihre Arbeitszeit oder kündigen sogar. Ines Hungerbühler, PhD Psychologist und Leiterin der klinischen Strategie bei Wellz, erklärt, wie Unternehmen mit Aufklärung und gezielten Maßnahmen ihre Mitarbeiterinnen unterstützen und wertvolles Wissen im Betrieb halten können.

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzrasen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen – dieses Symptombild klingt zunächst nach einer Angststörung oder Depression. Diese Symptome können aber auch im Kontext der Menopause auftreten, einer natürlichen, aber mit erheblichen Herausforderungen verbundenen Phase im Leben einer Frau.

Das Problem: Obwohl fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland heute Frauen sind, darunter 7,5 Millionen in der betroffenen Altersgruppe zwischen 40 und 55 Jahren, werden die Wechseljahre in der Arbeitswelt noch übersehen. Das belegen auch die Zahlen der deutschlandweit ersten Befragung berufstätiger Frauen zu dieser Thematik 2023.

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Im Fokus: die Auswirkungen von Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz. 19,4 Prozent aller Befragten, die älter als 55 Jahre sind, haben angegeben, aufgrund von Wechseljahresbeschwerden früher in Rente gehen zu wollen oder bereits gegangen sein. Unternehmen verlieren dadurch nicht nur wertvolles internes Wissen, sondern auch viel Geld. Dabei gibt es Mittel und Wege, betroffenen Mitarbeiterinnen Unterstützung zu bieten. Dies beginnt mit Verständnis für den biologischen Prozess als solchen.

Menopause: Ein medizinischer Überblick

Tabu Menopause – Wie Unternehmen Frauen in den Wechseljahren unterstützen können
Envato/micens

Die Menopause ist ein natürlicher biologischer Prozess, der das Ende der Fruchtbarkeit einer Frau markiert. Sie tritt normalerweise zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr auf und wird durch einen Rückgang der Östrogen- und Progesteronproduktion in den Eierstöcken verursacht.

Diese Phase kann in drei Stufen unterteilt werden:

1. Prämenopause:

Diese Phase beginnt in der Regel um das 40. Lebensjahr und ist gekennzeichnet durch unregelmäßige Menstruationszyklen, Stimmungsschwankungen und körperliche Beschwerden wie Brustspannen oder Kopfschmerzen.

2. Perimenopause:

Diese Übergangsphase umfasst etwa ein Jahr vor und nach der letzten Menstruation. In dieser Zeit schwanken die Hormonspiegel erheblich, was zu Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Schwindel führen kann.

3. Postmenopause:

Diese Phase beginnt ein Jahr nach der letzten Menstruation und dauert bis zum Lebensende einer Frau. In dieser Zeit stabilisieren sich die Hormonspiegel auf einem niedrigeren Niveau und die Beschwerden lassen nach.

Wechseljahre: Auch das psychische Befinden leidet

Frau arbeitet am Laptop
Twenty20/@tampatra

Eine umfassende Untersuchung zur psychischen Gesundheit während der Menopause zeigt alarmierende Ergebnisse. Eine Überprüfung von 22 Studien ergab, dass Depression und Angstzustände während der Menopause und Postmenopause häufig auftreten. So berichteten viele Frauen von Gedächtnis- oder Konzentrationsproblemen, während eine signifikante Anzahl über Angstzustände oder Depressionen klagte. Diese Symptome können dazu führen, dass Betroffene über längere Zeiträume das Haus nicht mehr verlassen, ihre Jobs kündigen oder sogar Suizidgedanken entwickeln.

Eine andere Studie fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, erstmals im Leben eine schwere depressive Episode zu haben, während der Perimenopause um etwa 30 Prozent erhöht ist (Wang et al., 2023). Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, die psychischen Auswirkungen der Menopause ernst zu nehmen und angemessene Unterstützungsangebote für betroffene Frauen bereitzustellen.

Maßnahmen am Arbeitsplatz zur Unterstützung betroffener Frauen

Frau arbeitet am Notebook
Twenty20/@ninaidea

Um Frauen in der Menopause am Arbeitsplatz zu unterstützen, ist es wichtig, dass HR-Verantwortliche gezielte Maßnahmen ergreifen und dabei einen integrativen Ansatz verfolgen:

  • Tabu brechen: Fördern Sie eine Unternehmenskultur, in der das Thema Menopause offen besprochen werden kann. Organisieren Sie Informationsveranstaltungen zur Aufklärung und Sensibilisierung.
  • Flexible Arbeitszeiten: Bieten Sie flexible Arbeitsmodelle an, die es den Mitarbeiterinnen ermöglichen, ihre Arbeitszeiten an individuelle Bedürfnisse anzupassen – besonders während akuter Symptome.
  • Mentoring-Programme: Implementieren Sie Programme, in denen erfahrene Mitarbeiterinnen als Ansprechpartnerinnen für Kolleginnen in den Wechseljahren fungieren können.
  • Anpassung der Arbeitsumgebung: Sorgen Sie für eine angenehme Arbeitsumgebung durch Klimaanlagen oder Rückzugsräume für Mitarbeiterinnen.
  • Schulung von Führungskräften: Schulen Sie Führungskräfte im Umgang mit den Herausforderungen der Menopause, damit sie empathisch und unterstützend reagieren können.
  • Wellnessprogramme: Implementieren Sie umfassende Wellnessprogramme wie Stressmanagement-Workshops und Angebote zur körperlichen Aktivität (zum Beispiel Yoga-Kurse), die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren zugeschnitten sind.
  • Zugang zu Fachinformationen: Stellen Sie Informationsmaterialien zur Verfügung und bieten Sie Kontakte zu medizinischen Fachleuten an, um den Mitarbeiterinnen bei Fragen zur Menopause zu helfen.
  • Gesundheitsförderung: Bieten Sie Programme zur Gesundheitsförderung an, die Ernährungstipps und Fitnessangebote umfassen – dies kann helfen, Symptomen wie Müdigkeit und Gewichtszunahme entgegenzuwirken.

Fazit: Die Menopause als Teil des beruflichen Lebens akzeptieren

Die Menopause ist eine bedeutende Lebensphase für viele Frauen und hat weitreichende Auswirkungen auf ihr persönliches sowie berufliches Leben. Angesichts des Fachkräftemangels ist es für Unternehmen entscheidend geworden, diese Herausforderungen ernst zu nehmen und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen einzuführen.

Indem Unternehmen das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren schärfen und entsprechende Ressourcen bereitstellen, können sie nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen fördern, sondern auch deren langfristige Bindung an das Unternehmen sichern. Es ist an der Zeit, die Menopause als Teil des beruflichen Lebens zu akzeptieren und aktiv zu unterstützen – für eine inklusive und gesunde Arbeitsumgebung.

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Foto Ines Hungerbühler

Ines Hungerbühler ist Psychologin mit einem Doktortitel in Telepsychiatrie und Expertin für digitale mentale Gesundheit. Als Leiterin der klinischen Strategie bei Wellz, einer Plattform für psychisches Wohlbefinden von Wellhub Brasilien, konzentriert sie sich auf Ansätze zur Unterstützung von Frauen in verschiedenen Lebensphasen.

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