Neustart im Büro: Was Führungskräfte jetzt tun können

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Die Zeit im Homeoffice hat die Menschen verändert. Was können Führungskräfte tun, damit der „Restart“ klappt? Hier kommen Tipps von Reinhild Fürstenberg.

Viele Mitarbeiter kehren vom Homeoffice zurück ins Büro oder verbringen zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit im Unternehmen. Während die meisten heilfroh sind, endlich wieder am lang vermissten Schreibtisch zu sitzen und bei den lieben Kollegen zu sein, sind andere eher vorsichtig oder haben das Homeoffice für sich entdeckt. Für alle gilt: Auch nach der Coronakrise wird die Arbeit nicht mehr genauso wie früher sein.

Alle haben in der erzwungenen Zeit außerhalb des bekannten Büros neue Erfahrungen gemacht – mit virtueller Zusammenarbeit, mit Selbstorganisation, mit einer noch nie dagewesenen Situation in vielerlei Hinsicht. Eine Rolle rückwärts in alte Zustände ist weder wünschenswert noch angebracht. Doch was bedeutet das für Führungskräfte, was sollten sie tun, damit der „Restart“ im Office gelingt? Zunächst ist es besonders wichtig, die Mitarbeiter gut im Blick zu haben.

Gehen Sie mit Ihrem Team ins Gespräch

Planen Sie nach dem Wiedersehen mit den Mitarbeitern ein Teammeeting und gehen Sie wenn möglich mit jedem Mitarbeiter in ein kurzes persönliches Gespräch. Vermitteln Sie klar, wie es für das Team und das Unternehmen jetzt weitergeht und was Sie von jedem Einzelnen erwarten. Stimmen Sie sich dazu im Vorfeld mit der Geschäftsleitung, Personalabteilung und anderen Führungskräften ab. Beachten Sie dabei insbesondere diese möglichen Handlungsfelder:

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  • Es wird Mitarbeiter geben, die von beruflichen Veränderungen verunsichert sind oder unter Mehrfachbelastungen leiden. Vielleicht ist Arbeit liegen geblieben, sind neue Anforderungen dazugekommen oder wichtige Termine verschoben worden.
  • Andere haben Sorge vor einer Infektion oder trauen sich nicht mehr an den Arbeitsplatz zurück, vor allem in Risikogruppen können Ängste bestehen.
  • Die Sorge vor Kurzarbeit, Entlassungen, Projektabsagen beschäftigt auch Ihre Mitarbeiter.
  • Manch einer hat möglicherweise erkrankte Angehörige, die lange nicht besucht werden durften, oder Familienmitglieder, die in Pflegeheimen wohnen oder arbeiten.
  • Einige hatten vielleicht mehr Zeit, waren einsam und haben versucht, ihr Leben zu überdenken und neu zu ordnen. Vielleicht haben diese Kollegen gemerkt, dass das Leben im Nine-to-five-Job nicht mehr ihren Wünschen und Vorstellungen entspricht.

Sichtbar sein

Arbeiten Sie gemeinsam mit Ihrem Team daran, wie es nun weitergehen soll. Alle sind gefordert und sollten bestmöglich miteinbezogen werden. Sie als Führungskraft gehen in den Lead, das ist Ihr Job. Steuern Sie die Diskussion, aber hören Sie auch auf die Ideen Ihrer Mitarbeiter. Diese haben im Homeoffice möglicherweise viel mehr als sonst von den Arbeitsmodellen und Firmen ihrer Partner und Freunde mitbekommen. Vielleicht können diese Ideen Sie und Ihr Team inspirieren?

Ganz besonders berücksichtigen sollten Sie diese Punkte:

  • Sprechen Sie im Unternehmen, wenn irgend möglich, mit einer Stimme. Das gibt Ihren Mitarbeitern Sicherheit. Seien Sie klar, bevor Sie zum Team sprechen, oder sagen Sie offen, wenn bestimmte Entscheidungen noch nicht gefallen sind.
  • Bleiben Sie ruhig. Lassen Sie sich die notwendige Zeit mit Entscheidungen, auch wenn viele danach fragen.
  • Seien Sie sichtbar für Ihre Mitarbeiter und nehmen Sie sich auch mal die Zeit für ein lockeres, nicht arbeitsbezogenes Pausengespräch, erzählen Sie auch von sich.
  • Kommunizieren Sie regelmäßig und verkünden Sie ehrlich positive wie auch negative Nachrichten – ohne dabei etwas zu beschönigen.
  • Fragen Sie sich: Was lief besonders gut in der Homeofficezeit? Lief es ohne Kontrolle wirklich schlechter? Welche positiven Aspekte in Bezug auf Arbeitsergebnisse, Abläufe und Zusammenarbeit gab es? Was können Sie davon in den Büroalltag integrieren?
  • Nehmen Sie die Bedürfnisse, Gefühle und Sorgen Ihrer Mitarbeiter ernst. Das heißt nicht, dass Sie alle Probleme jedes Einzelnen zu Ihren eigenen machen sollen. Doch bieten Sie, wenn erforderlich und möglich, Unterstützung an, zum Beispiel durch eine externe Mitarbeiterberatung.

Die Zeit im Homeoffice reflektieren

Und denken Sie nicht zuletzt auch an sich selbst. Selbstfürsorge und Selbstmanagement sind jetzt wichtiger denn je. Auch für Sie war und ist die Coronazeit oder die Rückkehr ins Büro vielleicht herausfordernd, zumindest aber eine Veränderung. Machen Sie sich klar, was Sie persönlich gern aus der Zeit im Homeoffice mit in den Arbeitsalltag retten möchten. Ist es die Laufrunde am Morgen? Das gemeinsame Mittagessen mit der Familie? Wie kann man dies im Alltag organisieren? Ist es möglich, zukünftig zum Beispiel einen Nachmittag in der Woche von zu Hause zu arbeiten?

Machen Sie für sich und Ihr Team zudem einen Fahrplan für die Rückkehr: Was braucht es, damit Sie nach dem ersten Tag zufrieden nach Hause gehen? Was brauchen die Mitarbeiter, um in der ersten Woche gut arbeiten zu können? Wie sieht der Plan für die nächsten Wochen aus, wo setzen Sie Prioritäten? Mit einem Stufenplan und einem entspannten Herangehen wird die Rückkehr ins Büro und in die neue Normalität gut gelingen.

Reinhild Fürstenberg ist Gründerin und Geschäftsführerin des Fürstenberg Instituts. Das systemische Beratungsunternehmen unterstützt Firmen dabei, Mitarbeiter gesund und leistungsstark zu halten, Zukunftskompetenzen in der Belegschaft aus- und aufzubauen und so psychische Belastungen in herausfordernden Veränderungs- oder Krisensituationen zu reduzieren. Die Lösungsstrategien beinhalten ein Beratungsangebot für Mitarbeiter und Führungskräfte (EAP), die gesundheitsorientierte Organisationsberatung, den Work-Life-Service sowie die Entwicklungs- und Qualifizierungsangebote der Fürstenberg Akademie.

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