Maßgeschneidert: Unternehmensinterne Weiterbildung

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Unternehmensinterne Programme erlauben es, Weiterbildungsinhalte stark zu individualisieren, sagt Professor Robert Neumann. Erfahren Sie hier mehr.

Durch gezielte Weiterbildungsprogramme entwickeln Unternehmen die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter für eine höhere Leistungsfähigkeit und mehr Verantwortung in Führung und Management weiter und zeigen den Mitarbeitern Wertschätzung und Vertrauen. Entscheidend ist, dass die vermittelten Inhalte wirklich zum Unternehmen und den individuellen Anforderungen passen. Daher bieten sich unternehmensinterne Programme für die Mitarbeiter an.

Mitte Januar veröffentlichte die Bertelsmann Stiftung ihren diesjährigen Fachkräftemigrationsmonitor. Das Kernergebnis: Der Fachkräftemangel bleibt auch in der Corona-Pandemie ein Thema in der deutschen Wirtschaft. 54 Prozent der Unternehmen rechnen im Jahr 2021 mit Engpässen. An der Spitze der gesuchten Fachkräfte steht die Gruppe mit abgeschlossener Berufsausbildung (37 Prozent) vor Akademikern (27). Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzen die Unternehmen laut der Studie in erster Linie auf die Ausbildung neuer Mitarbeiter und die Fortbildung des vorhandenen Personals.

Dabei geht es in der Regel vor allem um betriebswirtschaftliche Kompetenzen. Es hilft ungemein, das vorhandene Fachwissen mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Management-Know-how zu kombinieren. Der Hintergrund: Entscheidungsträger für unternehmerisches Handeln sind in allen Branchen und über alle Größenordnungen hinweg gefragter denn je, ob mittelgroßes Unternehmen oder weltweiter Konzern. Experten, die über interdisziplinäre fachliche Kompetenzen verfügen, sind daher gesucht, um sich rasch verändernde Wettbewerbsumfelder in einer globalisierten Wirtschaft bewältigen zu können.

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Verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert

Daher bieten sich berufsbegleitende Studiengänge wie ein Master of Business Administration (MBA) mit dem Schwerpunkt „General Management“ an. Solche akademischen Ausbildungen vermitteln umfassende Kompetenzen im strategischen Management, im Bereich Leadership und Entrepreneurship sowie im Marketing, daneben aber auch alle erforderlichen grundlegenden wirtschaftswissenschaftlichen Fähigkeiten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf internationalen Fragestellungen.

Schließlich sind solche detaillierten kaufmännischen Kompetenzen mittlerweile über alle Karriereebenen hinweg gefordert, denn von Fach- und Führungskräften werden regelmäßig ökonomische Kompetenzen verlangt. Sie müssen Budgets kontrollieren und steuern, ihren Beitrag zur Unternehmensplanung leisten und in der Lage sein, nach wirtschaftswissenschaftlichen Mechanismen Team und Abteilungen zu führen. Und natürlich müssen sie auch verstehen, wie die Wirtschaft im Allgemeinen und in ihren spezifischen Teilen funktioniert, um zielgerichtet und zukunftsorientiert vorzugehen.

Wertschätzung und Vertrauen zeigen

Auf diese Weise erreichen Unternehmen zwei Ziele. Auf der einen Seite entwickeln sie die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter gezielt für eine höhere Leistungsfähigkeit und mehr Verantwortung in Führung und Management weiter. Und auf der anderen Seite zeigen sie den Mitarbeitern Wertschätzung und Vertrauen. Das hat einen relativ simplen Hintergrund:

Wie der Wertschätzungsindex Deutschland zeigt, ist nur die Hälfte der Mitarbeiter mit der Art und Weise zufrieden, wie sie aktuell einbezogen, informiert oder wahrgenommen werden. Nur 60 Prozent der Mitarbeiter haben laut einer EY-Studie das Gefühl, dass ihre Arbeit im Unternehmen gewürdigt wird. Wer keine Wertschätzung erfährt, gerät in eine sogenannte Gratifikationskrise. Das heißt, Verausgabung und Belohnung werden als nicht ausgeglichen wahrgenommen. Dabei ist Wertschätzung eine notwendige Grundlage jeder Führungs- und Unternehmenskultur – und Seminare und Weiterbildungen sind ein Zeichen der Wertschätzung eines Unternehmens gegenüber den Mitarbeitern.

Inhalte müssen zum Unternehmen und den individuellen Anforderungen passen

Der Fachkräftemangel wird in Zukunft dazu führen, dass weniger Mitarbeiter mehr Aufgaben ausführen müssen. Unternehmen müssen effizienter werden und ihre Strukturen festigen, damit keine wichtigen Tätigkeiten aufgrund fehlender Mitarbeiter liegenbleiben. Und dabei hilft es eben, wenn die Beschäftigten durch weitreichende Kompetenzen über den Tellerrand hinausblicken, vernetzt und wirtschaftlich denken und durch ihre Erfahrungen und Fähigkeiten daran selbstständig mitarbeiten können, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Daher kann es ein sinnvoller Weg für Unternehmen sein, ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, eine nebenberufliche akademische Ausbildung zu unternehmen.

Entscheidend ist, dass die vermittelten Inhalte wirklich zum Unternehmen und den individuellen Anforderungen passen. Daher bieten sich unternehmensinterne Programme für die Mitarbeiter an. In diesem Rahmen lassen sich Weiterbildungsinhalte aufgrund der Anforderungen und in Absprache mit HR maßschneidern. Das bedeutet, dass die Personalverantwortlichen genau festlegen können, welche Inhalte vermittelt werden sollen. Im Falle des akademischen MBA beispielsweise kann das heißen, dass entsprechende Vertiefungsrichtungen angeboten werden, von Marketing und digitalen Geschäftsmodellen über Personalmanagement bis hin zu Wirtschaftspsychologie oder auch Betriebliches Gesundheitsmanagement. Kurzum: Letztlich lassen sich auch für Kleinstgruppen spezifische Formate finden, um die tatsächlichen Ziele zu erreichen.

Direkter Umsetzungsmehrwert in der Praxis

Berufsspezifische Kompetenzmodelle sollten immer auf einer Anforderungsanalyse beruhen, die Erkenntnisse darüber liefert, welche konkreten Anforderungen mit den jeweiligen beruflichen Tätigkeiten verbunden sind und welche Kompetenzen zu ihrer Bewältigung benötigt werden. Eine Kompetenzdiagnostik und gezielte Kompetenzentwicklung lassen sich für die Teilnehmer unternehmensinterner Programme individuell abstimmen. Die starke Individualisierung betrifft positiv neben fachlichen auch soziale und personale Kompetenzbereiche, die im Sinne eines ganzheitlichen Verständnisses beruflicher Handlungskompetenz jederzeit mit zu berücksichtigen sind. Bei klassischen allgemeinen externen Maßnahmen ist dieser hohe Individualisierungsgrad nicht möglich.

Die akademischen Inhalte können auch auf aktuelle Themenstellungen des Unternehmens angewendet werden, wodurch ein maximaler Lerntransfer entsteht. Themenstellungen des Unternehmens werden so bearbeitet, dass ein Umsetzungsmehrwert entsteht. Die Themen finden Eingang in Projektarbeiten und Masterthesen. Ganz praktisch bedeutet das, dass ein Unternehmen für die Weiterbildungsteilnehmer genau definieren kann, welche Fragestellungen ganz konkret behandelt und wissenschaftlich untersucht werden sollen. Das konkretisiert die individuelle Zielerreichung für den jeweiligen Mitarbeiter und eine Optimierung des Mehrwerts für das Unternehmen.

Die akademisch erworbenen Kompetenzen können unmittelbar auf die Praxis angewendet werden. Die Ergebnisse lassen sich dadurch direkt in Leistung im Job umsetzen. Darüber hinaus erfährt die Gruppe der Teilnehmenden parallel einen Teamentwicklungsprozess, da auch die laufende Gruppendynamik reflektiert und bearbeitet werden kann. Dadurch vermitteln die unternehmensinternen akademischen Weiterbildungsprogramme auch noch weitreichende und zukunftsorientierte soziale Kompetenzen.

Foto Robert Neumann

Prof. Dr. Robert Neumann ist Experte für Leadership, Personalmanagement und Weiterbildung an der privaten, staatlich anerkannten Allensbach Hochschule in Konstanz. Die Allensbach Hochschule bietet verschiedene berufsbegleitende Bachelor- und Masterprogramme im Bereich der Wirtschaftswissenschaften an.

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