Erfolgreiche Führungskommunikation in Krisenzeiten

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Klar, regelmäßig und empathisch kommunizieren – so können Führungskräfte ihre Belegschaft durch Krisenzeiten führen. Franz Herrlein, CEO von Alpine One, beschreibt, was Führungskommunikation heute ausmacht.

Die Welt scheint sich in einer ständigen Krise zu befinden, wobei COVID-19, Klimawandel, Krieg, Inflation und persönliche Kämpfe das Gefühl der Ungewissheit und Unsicherheit vieler Menschen verstärken. Während die Öffentlichkeit von Politikern erwartet, dass sie diese Probleme angehen, liegt die Last, sich am Arbeitsplatz mit ihnen zu befassen, auf den Schultern der Führungskräfte.

Aber auch Führungskräfte sind Menschen und können sich selbst unsicher fühlen, insbesondere wenn ihnen die Erfahrung mit Krisen fehlt. Besonders die Umstellung auf hybrides Arbeiten hat es erschwert, auf die Ängste und Sorgen der Mitarbeiter in virtuellen Umgebungen einzugehen, was sich auf die psychische Gesundheit aller Beteiligten auswirken kann.

Abgehängt im Homeoffice

In einer Studie von Microsoft aus dem Jahr 2021, die 30.000 Mitarbeiter in 31 Ländern befragte, gaben 39 Prozent der Befragten an, dass sie sich während der Pandemie einsam fühlen. Darüber hinaus gaben 54 Prozent der Befragten an, dass sie das Gefühl haben, dass sie bei virtuellen Meetings nicht die volle Aufmerksamkeit ihrer Kollegen bekommen.

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Führungskommunikation: Das Team unterstützen

Um die Risiken einer negativen Auswirkung auf die psychische Gesundheit zu mindern, sollten Führungskräfte proaktive Schritte unternehmen, um ihre Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter in unsicheren Zeiten zu unterstützen. Dazu gehört, jeden zu erreichen, unabhängig davon, ob vor Ort oder online gearbeitet wird, sowie Barrieren abbauen, indem Videoanrufe und andere Kommunikationsmittel von der Führungskraft genutzt werden, um persönliche Verbindungen aufzubauen.

Insgesamt ist es wichtig, dass Führungskräfte im hybriden Krisenmanagement flexibel sind und sich schnell auf Veränderungen einstellen können. Durch eine klare, regelmäßige und empathische Kommunikation können Führungskräfte ihre Mitarbeiter durch schwierige Zeiten führen. Anstatt allgemeine Fragen zu stellen, sollten Führungskräfte sich erkundigen, wie sich ihre Mitarbeiter fühlen, und Gelegenheiten zum Dialog und bilateralen Austausch bieten. Darüber hinaus sollten sie realistisch kommunizieren und Spekulationen oder Interpretationen vermeiden, während sie Routinen für die Teaminteraktion und virtuelle Berührungspunkte schaffen.

Realistisch kommunizieren, Vertrauen aufbauen

In einer Krise ist es entscheidend, dass Menschen Vertrauen in die Institutionen und Personen haben, die die Krise bewältigen. Eine gute Führungskommunikation ist ein wichtiger Faktor für den Aufbau dieses Vertrauens. Studien haben gezeigt, dass eine klare und regelmäßige Kommunikation das Vertrauen in die Krisenmanager erhöht und dazu beiträgt, dass die Öffentlichkeit besser auf die Empfehlungen und Anweisungen reagiert.

Zusätzlich sollten Führungskräfte darauf achten, dass ihre Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter eine ausgewogene Work-Life-Balance haben und genügend Zeit für Erholung und Entspannung einplanen. Auch können Schulungen oder Coaching-Angebote zur Stressbewältigung und Resilienzsteigerung hilfreich sein.

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Erfahrungen im Krisenmanagement fehlen vielfach

Doch auch Führungskräfte sind in Krisensituationen nicht immun gegen Angst und Druck und es sind nicht alle intuitiv in der Lage, angemessen auf solche Situationen zu reagieren. Vor dem Ausbruch von COVID-19 lag die letzte bedeutende Krise mehr als ein Jahrzehnt zurück: die Finanzkrise, welche auch nicht alle Sektoren betraf, sondern hauptsächlich den Bankensektor. Aus dieser Tatsache lässt sich ableiten, dass jüngere Führungskräfte, die damals noch nicht im Top-Management tätig waren, oftmals keine praktischen Erfahrungen im Krisenmanagement sammeln konnten, insbesondere was die Kommunikation mit ihren Mitarbeitern betrifft.

Vorbereitung und Reaktionsfähigkeit erforderlich

Es ist jedoch gleichzeitig wichtig zu betonen, dass Krisen jederzeit unvorhersehbar auftreten können und daher eine angemessene Vorbereitung und Reaktionsfähigkeit seitens der Führungskräfte erforderlich ist. Daher ist eine zielgerichtete Vorbereitung auf derartige Szenarien sowie die Bereitstellung von Informationen darüber, wie in solchen Situationen kommuniziert wird, von grundlegender Bedeutung. Ein Framework, welches zum erfolgreichen Kommunizieren genutzt werden kann, ist das 6-stufige Vorgehen aus dem Alpine One Krisenguide.

Chart Führungskommunikation im Dialog

Eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre schaffen

Bei der Entscheidung, wie die Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern in einer Krise am besten erfolgen soll, ist es sinnvoll, bestimmte Schlüsselelemente des Krisenguides zu berücksichtigen. Um eine Beziehung aufbauen zu können, muss die Führungskraft auf die tatsächlichen Ängste und Sorgen der Mitarbeiter eingehen und eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre schaffen, in der sich die Mitarbeiter sicher fühlen und offen über ihre Probleme sprechen können.

Es ist auch wichtig, dass die Führungskraft in Krisengesprächen zunächst zuhört und sich zurückhält, bevor sie Ratschläge oder Urteile abgibt. Es ist notwendig, alle Probleme sichtbar zu machen und mit Objektivität zuzuhören. Nachdem der / die Mitarbeitende seine Perspektive dargestellt hat, sollte die Führungskraft einfühlsam reagieren. Die Führungskraft sollte sich auf die positiven Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter konzentrieren und versuchen, diese in der Krisensituation zu nutzen. Dies kann dazu beitragen, dass der / die Mitarbeiter/-in Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten gewinnt und in der Lage ist, die Krise zu bewältigen.

Wenn jedoch psychologische Fähigkeiten erforderlich sind, die über die der Führungskraft hinausgehen, ist es wichtig, Hilfe anzubieten und professionelle Unterstützung durch unbeteiligte medizinische Dienste oder psychologische Fachleute in Anspruch zu nehmen. Dies kann dazu beitragen, dass der / die Mitarbeitende die erforderliche Unterstützung erhält und in der Lage ist, seine Krise erfolgreich zu bewältigen.

Stets vorbereitet sein

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell und unvorhersehbar eine Krise das tägliche Leben und die Wirtschaft beeinträchtigen kann. Auch wenn es momentan so aussieht, als wäre die schwerste Krise überstanden, sollten Unternehmen nicht den Fehler machen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Denn Experten warnen, dass uns in Zukunft noch weitere Krisen bevorstehen könnten. Nur durch proaktive Maßnahmen und eine angemessene Vorbereitung können Führungskräfte ihre Mitarbeiter durch schwierige Zeiten führen und die langfristige Gesundheit ihres Teams und Unternehmens gewährleisten.

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Franz Herrlein ist CEO und Gründer der Alpine One GmbH. Er hat mehr als 25 Jahre internationale Berufserfahrung, insbesondere bei Top Management Beratungen und als Vorstand international tätiger Groß- und Privatbanken. Franz Herrlein war Associate Partner bei The Boston Consulting Group in München und Mailand und Partner bei Bain & Company in München. Darüber hinaus war er u.a. COO und Konzernvorstand der Dresdner Bank AG, Chief Integration Officer und Konzernvorstand von Unicredit in Mailand, CFO Infrastructure bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt am Main und London und CFO und Vorstand der BHF Bank AG in Frankfurt am Main.

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