Do-it-Jobs: 5 praxisnahe Tipps für erfolgreiches Recruiting

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Blue Collar, Grey Collar, Pink Collar, Basic White Collar – zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Do-it-Jobs. Der Arbeitsalltag spielt bei der Jobwahl eine zentrale Rolle. Jutta Perfahl-Strilka, CEO von hokify, zeigt, wie HR erfolgreich die besten Talente für diese Berufe anspricht und gewinnt.

Die Arbeitswelt verändert sich stetig und eine bisher oft eher vernachlässigte Berufsgruppe muss dabei zunehmend in den Fokus der medialen Diskussion und der Recruitingbemühungen rücken: Do-it-Jobs. Do-it-Jobs umfassen Blue Collar, Grey Collar, Pink Collar und Basic White Collar Jobs sowie viele Qualifikationsniveaus, von Facharbeitern / Facharbeiterinnen über Abiturientinnen / Abiturienten bis hin zu Uni-Absolventinnen / Absolventen. Sie bilden das Rückgrat unserer Gesellschaft und sind essentiell, um das alltägliche Leben am Laufen zu halten.

Doch trotz ihrer Bedeutung stehen sie oft nicht im Rampenlicht, wenn es um Recruiting und Employer Branding geht, denn hier stehen oft Homeoffice, Hunde im Büro und Desksharing im Vordergrund – also Themen, die für Do-it-Jobs nicht relevant sind. Hier steht das Recruiting vor einer besonderen Herausforderung: Der Arbeitsmarkt für Do-it-Jobs ist hart umkämpft, die Ansprüche der Kandidatinnen / Kandidaten sind anders als bei klassischen White Collar Jobs und das Recruiting muss entsprechend angepasst werden.

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Do-it-Jobs: Die verborgenen Helden und Heldinnen der Arbeitswelt

Zwei Drittel der Arbeitnehmenden in Deutschland arbeiten in Do-it-Jobs. Diese Menschen stellen sicher, dass unsere Infrastruktur funktioniert, unsere Versorgung gesichert ist und der Betrieb im täglichen Leben reibungslos abläuft. Sie arbeiten in der Pflege, in der Logistik, im Einzelhandel, in der Administration oder im Handwerk.

Grafik Berufsentscheidung Do-it-JobsBei einer hokify-Umfrage im August 2024 gaben 63 Prozent der befragten Berufstätigen an, ihren Job gewählt zu haben, weil ihnen die der Job Spaß macht. Neben der Freude an der eigenen Arbeit spielt auch das Gefühl, gut in dem zu sein, was man tut, eine entscheidende Rolle. 55 Prozent der befragten Kandidatinnen / Kandidaten sind stolz auf ihre Fähigkeiten und sehen sich als wertvollen Teil des großen Ganzen. Dieses Selbstbewusstsein führt nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit, sondern auch zu einer gesteigerten Produktivität.

Diese Zahlen zeigen: Menschen in Do-it-Jobs suchen nicht primär nur nach einem Job, der bloß ihre Rechnungen bezahlt. Sie suchen Erfüllung, eine sinnvolle Tätigkeit und die Möglichkeit, aktiv zu einem größeren Ganzen beizutragen. Dies muss im Recruitingprozess berücksichtigt werden, um die richtigen Kandidatinnen / Kandidaten zu erreichen.

Wichtige Werte im Do-it-Job-Alltag

Für Menschen in Do-it-Jobs spielt der Arbeitsalltag eine zentrale Rolle bei der Jobwahl. 59 Prozent der Befragten nannten in der hokify-Umfrage die Zusammenarbeit mit Menschen als wichtigen Faktor. Weitere 40 Prozent wollen in ihrem Alltag Dinge schaffen und weiterentwickeln. Sie bleiben ihrem Job treu, weil sie am Ende des Tages sichtbare Ergebnisse ihrer Arbeit sehen möchten.

Grafik Arbeitstag Do-it-JobsOb es sich um Bauprojekte, handwerkliche Erzeugnisse oder kreative Lösungen handelt – die Freude am Schaffen treibt sie an. 39 Prozent möchten Verantwortung übernehmen und 22 Prozent schätzen es, viel unterwegs zu sein und ihren Arbeitsalltag abwechslungsreich zu gestalten.

Der Fokus liegt bei Do-it-Jobs auf konkreter Arbeit, sozialer Interaktion und der Möglichkeit, Verantwortung zu tragen. Wer erfolgreich für Do-it-Jobs rekrutieren will, muss diese Werte nicht nur verstehen, sondern auch gezielt in Stellenanzeigen und der Candidate Journey ansprechen.

Recruiting für Do-it-Jobs: Was anders laufen muss

Recruiting für Do-it-Jobs kann nicht mit denselben Methoden betrieben werden, wie Recruiting für White Collar Jobs. Die Werte, Wünsche und Bedürfnisse der Kandidatinnen / Kandidaten sind anders und auch die klassischen Recruitingkanäle erreichen die Zielgruppe nur selten. Was bedeutet das konkret entlang des Recruiting-Funnels?

1. Social Media effektiv nutzen:

Social Media ist der Schlüssel, um potenzielle Kandidatinnen / Kandidaten für Do-it-Jobs zu erreichen. Social Media Plattformen bieten die Möglichkeit, gezielt Anzeigen zu schalten und zielgenau die richtigen Kandidat:innen anzusprechen. Besonders jüngere Zielgruppen und wechselwillige Kandidat:innen, die jedoch nicht aktiv auf Jobsuche sind, lassen sich über solche Kanäle effektiv rekrutieren.

2. Employer Branding muss angepasst werden:

Während in White Collar Jobs oft Karriereaussichten oder Benefits im Fokus stehen, ist es bei Do-it-Jobs wichtig, die Arbeitsbedingungen sowie Sinnhaftigkeit und den Beitrag des Jobs hervorzuheben. Was sind die Rahmenbedingungen? Wie sieht der Alltag im Job aus? Die Werte der Kandidatinnen / Kandidaten müssen klar in der Kommunikation widergespiegelt werden.

3. Mobile Recruiting ist entscheidend:

Menschen in Do-it-Jobs sind oft unterwegs oder arbeiten in Schichtsystemen. Sie haben keine Zeit oder Geduld für langwierige Bewerbungsprozesse am Computer, in manchen Haushalten gibt es gar keinen Laptop, weil alles Notwendige auf dem Smartphone erledigt werden kann. Eine mobil-optimierte, einfache und direkte Bewerbungsmöglichkeit ist daher unerlässlich.

4. Keine unnötigen Hürden:

Ein Motivationsschreiben? Nicht notwendig. In Do-it-Jobs zählen vor allem praktische Fähigkeiten und Erfahrung. Ein klarer, einfacher Bewerbungsprozess, der sich auf das Wesentliche konzentriert – wie berufliche Qualifikationen und Arbeitszeiten – ist daher erfolgsentscheidend.

5. Schnelle und transparente Prozesse:

Lange Wartezeiten oder komplizierte Interviewverfahren schrecken Do-it-Job- Kandidatinnen / Kandidaten schnell ab. Ein schlanker, effizienter Bewerbungsprozess, in dem zeitnah auf Bewerbungen reagiert wird, ist entscheidend, um die besten Talente zu sichern. Recruiterinnen / Recruiter müssen hier auf kurze Feedback-Zyklen und schnelle Entscheidungen sowie Kommunikation setzen.

Erfolgreiches Recruiting in Do-it-Jobs: Was HR-Profis mitnehmen sollten

Do-it-Jobs: 5 praxisnahe Tipps für erfolgreiches Recruiting
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Die Zukunft des Recruitings liegt darin, die richtigen Kandidatinnen / Kandidaten für Do-it-Jobs zu finden. Es sind die Do-it-Jobs, die unsere Gesellschaft antreiben und den Alltag ermöglichen. Um die besten Talente für diese Berufe zu gewinnen, müssen HR-Professionals und Recruiterinnen / Recruiter sich auf die spezifischen Anforderungen dieser Zielgruppe einstellen.

Das bedeutet, den Bewerbungsprozess zu vereinfachen, mobile Recruiting-Optionen anzubieten und die Kommunikation auf die Bedürfnisse der Kandidatinnen / Kandidaten auszurichten. Wer die Werte und Motivationen der Menschen in Do-it-Jobs versteht und gezielt darauf eingeht, wird langfristig die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden und binden können.

Do-it-Jobs sind unverzichtbar – und das muss sich auch im Recruiting widerspiegeln. Es liegt auch an den HR-Profis und Recruiterinnen / Recruiter, diese Berufe ins richtige Licht zu rücken und die Talente zu gewinnen, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft tagtäglich am Laufen halten.

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Foto Jutta Perfahl-Strilka

Jutta Perfahl-Strilka ist CEO von hokify und ehrenamtlich Vorstandsvorsitzende von Zukunft.Frauen Alumnae Club. Sie verfügt über langjährige Expertise und ein breites Wissenspektrum aus 25 Jahren Erfahrung in den Bereichen Sales & Marketing, HR & HR Business Solutions sowie Recruiting. Sie war unter anderem Geschäftsführerin und C-Level bei PwC Österreich Workforce Transformation und XING E-Recruiting im DACH Raum.

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