Diversity am Arbeitsplatz: Deutschland könnte mehr tun

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Wie schneiden deutsche Arbeitgeber im Vergleich mit europäischen Nachbarn ab? Was erwarten Bewerber? Eine Umfrage von StepStone zeigt ein gemischtes Bild.

Die Jobplattform StepStone hat insgesamt 15.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland, Großbritannien und Frankreich gefragt, welchen Stellenwert das Thema Diversity aktuell bei ihrem Arbeitgeber hat. Das HR JOURNAL hat exklusiv die Details der Umfrage vorliegen und gesichtet.

Der Vergleich zwischen den drei größten Volkswirtschaften Europas zeigt: Deutschland hinkt derzeit teilweise hinterher. So geben 45 Prozent der Befragten in Deutschland an, bei ihrem Arbeitgeber gebe es keine Vielfalt. Dieser Aussage stimmen zwar auch britische und französische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu – jedoch deutlich seltener. Allerdings gibt es auch in so manchen Punkten Übereinstimmungen zwischen den drei Ländern.

Was genau ist denn „Diversity am Arbeitsplatz“?

In Deutschland sagen rund vier von zehn Beschäftigten, ihr Arbeitgeber habe zuletzt große Schritte hin zu mehr Vielfalt unternommen. Im Vergleich zu Frankreich und Großbritannien vollzieht sich dieser Wandel jedoch deutlich langsamer. Was aber ist genau unter „Diversity am Arbeitsplatz“ zu verstehen? Die Frage klingt banal, ein Blick auf die Umfrageergebnisse allerdings ergibt ein recht buntes Bild.

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Deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verstehen darunter vor allem eine „nichtdiskriminierende Behandlung aller Mitarbeiter“ (64 Prozent),  „Gleichstellung der Geschlechter“ (58 Prozent) und eine „multikulturelle Belegschaft“ (57 Prozent). In Großbritannien hingegen kommt die „multikulturelle Belegschaft“ (56 Prozent) an erster Stelle, gefolgt von der „nichtdiskriminierenden Behandlung aller Mitarbeiter“ (knapp 54 Prozent) und „Inklusion von Mitarbeitern unabhängig von Geschlechtsidentität und Sexualität“ (53 Prozent). Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Frankreich verstehen unter Diversity vor allem „nichtdiskriminierenden Behandlung aller Mitarbeiter“ (knapp 63 Prozent), eine „multikulturelle Belegschaft“ (knapp 57 Prozent) und eine „Altersgemischte Belegschaft“ (ebenfalls fast 57 Prozent).

Wer ist denn besonders von Diskriminierung betroffen?

Die Antworten ergeben in einem Punkt ein unerwartetes Ergebnis, das den Unternehmen zu denken geben sollte. Überwiegend sind die Befragten in allen drei Ländern der Meinung, dass Frauen härter arbeiten müssen, um Karriere zu machen. Männer hätten es bei Beförderungen leichter, bei gleichen Qualifikationen. „Die Karrierechancen von Frauen sind aufgrund der traditionellen Wahrnehmung der elterlichen Pflichten begrenzt und behindert“ – in allen drei Ländern erhielt diese Aussage hohe Zustimmungswerte (über 70 Prozent). Differenzierter ist die Meinung zum Thema „Recruiter sind bei der Einstellung jüngerer Frauen zurückhaltend, um Mutterschaftspausen zu vermeiden“. In Deutschland gibt es hier 79 Prozent Zustimmung, in Großbritannien hingegen 62 Prozent, in Frankreich 65 Prozent. Getoppt werden alle diese Aussagen aber von folgender: „Arbeitnehmer über 50 haben heute weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt“.  In Deutschland und Großbritannien sind über 80 Prozent der Befragten dieser Meinung, in Frankreich über 90 Prozent.

Tolerante und vielfältige Unternehmen ziehen Bewerber an

Rund 60 Prozent der Beschäftigten aus UK und Frankreich würden sich eher bei einem Unternehmen bewerben, bei dem Frauen im Top-Management sitzen. Von den Befragten aus Deutschland sagen das nur 34 Prozent. Einig sind sich allerdings die Befragten in allen drei Ländern in einem Punkt: Sie würden sich eher auf Stellen in Unternehmen bewerben, die sich öffentlich als tolerant und vielfältig zeigen (Deutschland fast 77 Prozent, UK 75 Prozent, Frankreich 72 Prozent). Und auf noch stärkeren Zuspruch trifft die Aussage: „Ich würde mir eine Rolle in einem wirklich vielfältigen Team/Unternehmen wünschen“ (Deutschland 78 Prozent, UK 78 Prozent, Frankreich 81 Prozent). Andererseits: Während 86 Prozent der Franzosen es motivierend fänden, wenn ihr Arbeitgeber Chancengleichheit aktiv förderte, sagen dies in Deutschland nur 64 Prozent.

Deutsche Bewerberinnen und Bewerber finden also tolerante und vielfältige Arbeitgeber sehr wichtig. Dem widerspricht  allerdings die Aussage, dass sie sich bei Bewerbungen eher verhalten über die Diversität in den Unternehmen informieren. „Bei der Suche nach einer neuen Stelle würde ich vor der Bewerbung nach Informationen über die Vielfalt im Unternehmen suchen“ – in Deutschland gab es dafür 42 Prozent Zustimmung, in Großbritannien immerhin 54 Prozent und in Frankreich knapp 33 Prozent.

Über die Studie

Vielfalt und Gleichberechtigung: Wie weit sind Deutschlands Unternehmen? Welche Rolle spielt das Thema Diversity in unternehmerischen Strategien, im Berufsalltag der Menschen in Deutschland und bei der Jobsuche? Diese Fragen hat StepStone zusammen mit der Handelsblatt Media Group im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage untersucht, um aufzuzeigen, welche Wege hin zu mehr Vielfalt erfolgversprechend sind. An der Befragung haben im Juni 2020 insgesamt zirka 11.000 Menschen teilgenommen. Gut jede/r fünfte Teilnehmende hat Führungsverantwortung. Die dargestellten Ergebnisse sind nach Alter, Geschlecht und beruflicher Bildung repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung in Deutschland. In Großbritannien haben 2.000 Menschen an der Befragung teilgenommen, in Frankreich rund 1.500 Menschen.

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