CSR: Mitarbeitende sind oft die treibende Kraft

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Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden selten dazu ermutigen, sich an CSR-Initiativen zu beteiligen. Damit CSR keine Eintagsfliege bleibt, braucht es eine langfristige Strategie, in die einzelne Projekte eingebettet werden können. Verena Deller, Vorständin der codecentric AG, beschreibt, was Unternehmen tun können.

Corporate Social Responsibility (CSR) ist zu einem Schlagwort für Unternehmen geworden, die ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht werden möchten. CSR ist allerdings kein Selbstläufer und verlangt von Unternehmen aktives Management und Commitment. Doch was können Unternehmen tun, damit CSR ein integraler Bestandteil der eigenen Organisation wird?

Die Erwartungen steigen

CSR: Mitarbeitende sind oft die treibende Kraft
Twenty20/@svetlaya

Egal ob Kundinnen / Kunden, Geschäftspartner /-innen oder Mitarbeitende – sie alle erwarten heutzutage, dass sich ein Unternehmen in sozialer wie ökologischer Hinsicht positioniert und engagiert. Sowohl bei der Kaufentscheidung als auch bei der Wahl des Arbeitgebers spielt der gesellschaftliche Wertbeitrag eine immer größere Rolle. Und auch der Gesetzgeber sieht inzwischen genau hin, ob und auf welche Weise sich Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzen. Die neue Corporate Sustainability Reporting-Richtlinie (CSRD) der EU etwa verpflichtet nun wesentlich mehr Unternehmen dazu, einen Nachhaltigkeitsbericht anzufertigen und setzt dafür verbindliche Standards.

Besonders die eigenen Mitarbeitenden bringen dabei häufig eine große intrinsische Motivation mit und denken schon heute über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus. Viele Mitarbeitende wollen sich auch in ihrem beruflichen Umfeld ökologisch und sozial engagieren. Kaum jemand kann sich dagegen noch damit identifizieren, wenn die eigene Arbeit nur der Profitmaximierung dient. Unternehmen sollten diese neue Erwartungshaltung als Chance begreifen und Mitarbeitende aktiv in ihre Nachhaltigkeitsstrategien einbinden. Mitarbeitende sind eher stolz darauf, für ein sozial verantwortliches Unternehmen zu arbeiten, was zu höherer Motivation und Produktivität führen kann.

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Langfristige Perspektiven für CSR

Foto Menschen im Büro
Envato/bialasiewicz

Damit CSR keine Eintagsfliege bleibt, bedarf es in jedem Fall einer langfristig angelegten Strategie, in die sich einzelne Projekte einbauen lassen. Eine solche Strategie muss nicht immer von Grund auf neu erarbeitet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, sie in ein bereits bestehendes System zu integrieren. Ein gutes Beispiel für einen übergeordneten Ansatz stellt die B Corp-Bewegung dar. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses werden das aktuelle Engagement des Unternehmens und die Ziele, die mit der eigenen CSR verfolgt werden sollen, unter die Lupe genommen.

Doch dabei bleibt es nicht. Vielmehr handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, in dessen Verlauf die Fortschritte und die Erreichung der Ziele geprüft werden. Dadurch wird das gesamte Unternehmen dazu animiert, seine CSR nicht nur auf einzelne Projekte zu beschränken, sondern eine umfassende Strategie zu verfolgen.

Darüber hinaus dient die B Corp-Bewegung auch als Netzwerk, in dem Unternehmen Erfahrungen, Tipps und Best Practices austauschen können. Somit müssen „CSR-Newcomer“ nicht bei null anfangen und können vom Erfahrungsschatz anderer B Corp-Unternehmen profitieren. Hinzu kommt, dass B Corp Unternehmen die Möglichkeit bietet, externes Feedback zur eigenen CSR einzuholen und so zu erfahren, wie die Bemühungen außerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen wahrgenommen werden.

Kern einer langfristigen CSR-Strategie sind aber zweifelsohne die Mitarbeitenden. Ohne ihr Engagement bleibt es bei Absichtserklärungen. Daher sollten sie von Anfang an beteiligt werden. Denn das Feedback der Mitarbeitenden ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der eigenen CSR-Strategie. Auf diese Weise signalisiert das Unternehmen auch, dass die Belegschaft einen Einfluss auf das Unternehmen besitzt, indem ihre Ideen angehört und umgesetzt werden.

So schlägt CSR tiefe Wurzeln im Unternehmen

Foto Teamarbeit
Envato/jacoblund

Die gute Nachricht lautet: Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden selten dazu ermutigen, sich an CSR-Initiativen zu beteiligen. Häufig gehen CSR-Projekte sogar direkt aus dem Kreis der Mitarbeitenden hervor. Die Erfahrung zeigt, dass gerade solche Initiativen mit viel Herzblut verfolgt werden und daher besonders erfolgversprechend sind. Die Führungsetage sollte solche Initiativen daher ganz bewusst wertschätzen und fördern. Auf diese Weise entsteht eine Unternehmenskultur des Engagements und der Teilhabe, die auch diejenigen anspornt, die bis dato noch an keinen CSR-Projekten beteiligt waren.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung von CSR-Projekten aus der eigenen Belegschaft heraus ist das Projekt „Hey, Alter“, in dem sich Mitarbeitende an unserem Standort in Solingen engagieren. Bei dieser Initiative werden gebrauchte Rechner, die von Privatpersonen und Unternehmen gespendet werden, generalüberholt und danach Schülern und Schülerinnen aus bedürftigen Familien kostenlos überlassen. Ursprünglich wurde das Projekt in Braunschweig durch eine Gruppe verschiedener Menschen und Organisationen ins Leben gerufen und wird nun an mehreren Orten in Deutschland umgesetzt.

Als unsere Mitarbeitenden davon erfuhren, wollten sie die Idee auch bei Codecentric realisieren. Sehr schnell fand sich eine kleine Gruppe, die von dem Projekt überzeugt war und mit der Umsetzung begann. Inzwischen konnten 817 Rechner dank des Projektes in Solingen an bedürftige Jugendliche ausgeliefert werden. Außerdem haben sich weitere Standorte der Initiative angeschlossen. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass Mitarbeitende häufig der beste Ausgangspunkt für gelebte CSR sind.

Für uns als IT-Dienstleister war es sinnvoll, Teil eines Projektes zu werden, das Kindern und Jugendlichen den Zugang zu digitaler Infrastruktur ermöglicht. Auf der anderen Seite kann es auch fruchtbar sein, sich jenseits seines eigenen „Home-Turfs“ zu engagieren. Dadurch lernen Mitarbeitende neue Perspektiven und Methoden kennen, was ihnen wiederum bei der Lösungsfindung im Arbeitsalltag helfen kann. Im besten Fall können sich die Mitarbeitenden sogar neue Skills wie handwerkliche Fähigkeiten aneignen, wovon sie auch abseits der CSR profitieren. Dadurch wird die Zufriedenheit deutlich erhöht.

Die Kraft aus der Mitte

Die Erfahrung zeigt, dass Bemühungen oft ins Leere laufen, wenn CSR nicht organisch wächst. Ohne engagierte Mitarbeitende, die sich für eine Initiative einsetzen, bleiben auch die beste Strategie und die beste Struktur nur Makulatur. Die größte Herausforderung liegt also für Unternehmen darin, die eigenen Mitarbeitenden an Bord zu holen und gut zu kommunizieren. Denn CSR darf nicht als etwas wahrgenommen werden, das von oben verordnet wird.

Dazu ist es sinnvoll, das eigene CSR-Engagement bereits in der Unternehmensvision zu verankern und konkrete organisatorische Schritte wie die Einstellung eines/einer Nachhaltigkeitsmanager /-in einzuleiten. Nur dann kann CSR auch nach innen wirken und dazu beitragen, dass Mitarbeitende bei ihrer Arbeit über den Tellerrand hinausblicken und die Organisation als Ganzes ihrer Verantwortung gerecht wird.

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Foto Verena Deller

Verena Deller verantwortet als Vorständin der codecentric AG das Thema Menschen und Kommunikation und bringt über 20 Jahre internationale Beratungserfahrung mit. Bevor sie im Mai 2023 zu codecentric kam, war sie als Führungskraft in einer auf Einkauf und Supply Chain spezialisierten Beratung tätig. Foto: Henning Ross

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