5 Tipps für eine menschenzentrierte Transformation

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Unternehmen tun sich oft schwer mit ihren digitalen Transformationsvorhaben. Manuel Niever und Julian Thoma, esentri AG, schildern die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Und sie geben 5 Tipps für eine menschenzentrierte Transformation.

Transformation ist kein Projekt

Eine typische Fehlannahme von Verantwortlichen ist, digitale Transformation als Projekt zu betrachten – also statisch-zielfokussiert und mit einem klaren Projektzeitraum, zum Beispiel zwölf Monate. Es werden klassische Instrumente des Projektmanagements angewandt und alle Ressourcen auf die Suche und Findung der Lösung gelegt, um digitaler zu werden. Das Resultat: Die technischen Anforderungen werden schnell umgesetzt. Allerdings bleiben auf dem hastigen Weg zum Projektziel viele verborgene, aber entscheidende Themen unbeachtet.

Darunter: Ungelöste Konflikte, unklare Rollenverteilung, schlummernde Potenziale oder am schlimmsten – die Bedürfnisse der Menschen. Die Folge: Schnell stellt sich Ernüchterung im Unternehmen ein. Prozesse greifen nicht richtig ineinander, es treten Missverständnisse unter den Mitarbeitenden auf, die in Unmut, Demotivation – und schließlich Fehlzeiten und Performanceverlust umschlagen.

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Transformation ist eine Reise

Wer nachhaltig erfolgreiche Transformationsprozesse anstoßen möchte, sollte sie wie eine lange Lern- und Entwicklungsreise betrachten. Eine Reise, bei der die Sinnhaftigkeit, der Purpose, für alle klar ist und bei der alle einer gemeinsamen Vision folgen. Aber auch eine Reise, bei der das Endergebnis bewusst offenbleiben darf. Die Wirtschaftswelt ist zu dynamisch, als dass wir uns schon heute auf statische Ziele im Morgen festnageln können.

Der Kern digitaler Transformationen ist nicht allein die technische Umsetzung. Die wahre Magie entsteht erst, wenn die Technik die Menschen unterstützt und befähigt. Wer eine nachhaltige Unternehmenszukunft schaffen möchte, sollte also die Menschen in den Mittelpunkt der Transformationsreise stellen.

Mehr Mensch: „Theory U“

Menschenzentriertheit bedeutet nichts anderes, als auf die Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen der Menschen im Unternehmensumfeld zu achten: Kundinnen / Kunden, Mitarbeitende, strategische Partnerinnen und Partner. Wer beispielsweise nicht auf die Kundenbedürfnisse achtet, entwickelt Produkte an der Zielgruppe vorbei – und verliert den Anschluss im Markt. Bei einer digitalen Transformation ist das ähnlich: Die Mitarbeitenden tragen den gesamten Veränderungsprozess mit. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der sich transformierenden Organisation. Wenn ihre Sorgen, Wünsche und Ziele nicht gehört werden, bleibt ein nachhaltiges Transformationsergebnis aus.

Ein praktischer Ansatz, sich stärker mit den Befindlichkeiten der Menschen auseinanderzusetzen, liefert die „Theory U“ des MIT-Professors Otto Scharmer. Anstatt einem Problem möglichst direkt die Lösung überzustülpen, identifizieren sich die Beteiligten zunächst mit der Problematik. Sie setzen sich tiefgründig mit der Wurzel des Problems auseinander, um dann über einen Umweg zum Ziel zu gelangen – mit der Gewissheit, dass die Lösung deutlich passender und umfangreicher ist. Bei diesem Ansatz stellt sich oftmals heraus, dass die digitale Transformation für jede Person auch eine individuelle Lernreise ist – im Kern identisch, jedoch mit unterschiedlichen Nuancen.

5 Tipps für eine menschenzentrierte Transformation

In unserer zunehmend komplexen Welt sind neue Perspektiven gefragt. Oder wie es der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick sagte: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“. Folgende fünf Tipps dienen als Denkansatz, um eine menschenzentrierte Transformation nachhaltig vorzubereiten:

1. Purpose: Wofür stehen wir morgens auf?

Bei Transformationen geht es nicht um das „Wie“, sondern vor allem um das „Warum“. Alle Beteiligten sollten sich fragen: Warum treten wir für die Sache an? Was ist unsere intrinsische Motivation bei der Unternehmung? Wenn das klar ist, haben alle ein Leitmotiv.

2. Zustandsabfrage: Wo stehen wir heute?

Sich selbst zu reflektieren und den eigenen Organisationszustand abzuklopfen, ist wichtig, um den Ausgangspunkt zu kennen. Wie ist das Unternehmen strukturiert? Welche Prozesse oder Systeme sind heute schon wertstiftend für die Menschen? Welche sind obsolet oder gar hinderlich?

3. Kurs abstecken: Wo wollen wir hin?

Bei der Zieldefinition geht es nicht um starre Jahresziele, sondern um flexible Zielsetzungen. Das Framework Objective and Key Results (OKR) ist zum Beispiel hilfreich, um Business-, Team- und individuelle Ziele der Menschen messbar und transparent aufeinander abzustimmen.

4. Kompetenz-Check: Welche Stärken haben die Menschen?

Welche digitalen Kompetenzen decken wir ab – und welche fehlen uns noch? Allgemeine Seminare zu „Digitalisierung“ für alle sind nicht zielführend. Entscheidend ist, die Menschen in ihren individuellen Kompetenzen zu stärken. Aufwendiger, aber erfolgversprechender.

5. Fahrplan: Wie möchten wir starten?

Erst, nachdem diese vier Schritte gegangen sind, sollten sich die Organisationen und einzelnen Teams an ihren Transformationsfahrplan machen. Ein hoher Grad an Selbstorganisation ist hilfreich, damit jede individuelle Person und die Teams schrittweise ihre Ziele erreichen.

Fazit: Mehrwert durch Fokus auf die Menschen

Bei der digitalen Transformation geht es nicht so sehr um einen zu erreichenden Endzustand, sondern vielmehr um ein angestrebtes Gesamtbild. Dieses setzt sich zusammen aus der Digitalstrategie, dem Streben nach Nachhaltigkeit – und der Bedürfnisse der Menschen. Wenn die Menschen die Ziele der transformativen Reise selbst beeinflussen, kann sich die Organisation nachhaltig verändern – und echten Mehrwert für die Zukunft schaffen.

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Foto Manuel Niever

Manuel Niever ist Digital Transformation Manager der esentri AG – einem Beratungshaus, das den digitalen und kulturellen Wandel mit nachhaltiger Geschäftsentwicklung verbindet.

Foto Julian Thoma

Julian Thoma ist Digital Transformation Manager der esentri AG und begleitet mittelständische Unternehmen bei einer nachhaltigen Strategie- und Maßnahmenentwicklung für die digitale Transformation.

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